Predigt von Pfarrer Daigeler zum 2. Fastensonntag C
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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, und Abram „glaubte dem HERRN“. Das Vertrauen steht am Beginn der Erzählung von Abram – später Abraham – im ersten Buch der Bibel, dem Buch Genesis. Wenn wir solche Worte hören, klingen sie vielleicht wie selbstverständlich für uns. Klar, die Patriarchen und Propheten sowie später die Apostel und die Heiligen, sie haben an Gott geglaubt. Wie sollte es auch anders sein, sonst wäre ihre Geschichte ja nicht aufgeschrieben worden…
Aber ist das wirklich so? Abram und alle, die nach ihm kamen, waren Menschen, wie wir es sind. Das Wagnis des Glaubens war für sie nicht kleiner als für uns. Der hochbetagte, kinderlose Abram soll auf Gottes Geheiß in ein fremdes Land ziehen und darauf vertrauen, dass er zahlreiche Nachkommen haben werde. Das ist nicht leicht zu glauben.
Interessanterweise bringt die Heilige Schrift ein Bild als Hilfe. Gott sagt zu Abram, dass er zum Himmel blicken und die Sterne zählen solle. In diesem Vorgang können wir Wichtiges erkennen: Zum einen das, was wir tatsächlich alle können. Wir können zum Himmel blicken und in der unermesslichen Zahl und Schönheit der Sterne erkennen wir: Es gibt Größeres als mein kleines Leben. Ich bin nicht das ganze Universum, wie es manche augenscheinlich von sich selbst meinen. Die Welt, das All, die Sterne – all das überragt mich und mein Wissen und Können. Ich kann sie nicht zählen.
Nun kann ich daraus unterschiedliche Schlüsse ziehen. Ich kann sagen: All das ist so groß, dass es letztlich unverständlich bleibt. Ich bin winzig und unbedeutend in dem Ganzen. Darum kann ich machen, was ich will. Es ist Zufall oder was auch immer… Diese Haltung ist weit verbreitet. Als Glaubende werben wir für eine andere Sicht. Wir sehen uns als „Nachkommen Abrahams“. Er ist uns Vater im Glauben. Er schaut zum Himmel und vertraut: Es gibt einen, der die Sterne gezählt hat, weil er sie geschaffen hat. Hinter all dem steht nicht blinder Zufall, hinter all dem steht die schöpferische Liebe Gottes, sein Wille und seine Weisheit.
Wer das glaubt, der sieht die Welt mit ganz anderen Augen. Ganz wie die Jünger auf dem Berg der Verklärung. Im Licht des Glaubens sieht die Welt ganz anders aus. Vieles, was zufällig erscheint, ist wohlgeordnet. Bei jedem Kreuzweg, und der wird Jesus auf dem Berg offen angekündigt, erkennen wir, auch das Leiden hat einen tieferen Sinn.
Aber das geht nicht ohne das Wagnis des Glaubens, ohne den „Sprung des Vertrauens“. Der heilige Paulus weint in der Zweiten Lesung über diejenigen, die nur am Leiblichen hängen, am Genuss, am Wohlergehen oder an der Gesundheit, und die keinen Blick für das Nicht-Sichtbare haben. Wie sehr ähnelt das einer Beschreibung unserer Zeit. Das Greifbare und das Sichtbare zieht uns mit aller Macht der Schwerkraft an. Darum fällt das Glauben vielen schwer.
Aber nur wer Gott Vertrauen schenkt, darf wie Abram in das Gelobte Land ziehen. Nur wer Glauben schenkt, kann die Schönheit von Gottes Verheißungen sehen. Uns ist nicht die Anziehungskraft des Sichtbaren gegeben. Aber uns sind Menschen des Glaubens geschenkt, wie Abraham, wie die unzähligen gläubigen Frauen und Männer vor uns. Und uns ist der Sohn geschenkt. Gott hat sich in Jesus gezeigt, damit wir ihm glauben.
Diese Erkenntnis ruft zur Antwort. Der Glaube ruft in den Bund mit Gott. Im Alten Testament wird der Bund sichtbar geschlossen mit einem Tieropfer. Im Neuen Testament ist der Bund durch Jesu Blut geschlossen. An uns ist es den Taufbund durch ein Leben aus dem Glauben zu realisieren, denn der Glaube braucht einen konkreten Ausdruck in meinem täglichen Leben. Hier findet er sichtbare Anziehungskraft, oder nicht. Darum ruft uns die Fastenzeit zu Gebet, Fasten und zum Teilen mit den Armen. Amen.
16.03.2025, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler