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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 6. Ostersonntag C

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, „Frieden hinterlasse ich euch“, sagt Jesus in seinen Abschiedsreden zu den Jüngern. Frieden ist zweifellos eine große Sehnsucht aller Menschen. Das gilt nicht nur für die Jünger damals, die sich fürchten vor dem Aufbruch Jesu, vor seiner Himmelfahrt, davor, dass Jesus nicht mehr sichtbar an ihrer Seite ist. Auch heute sehnen sich viele Menschen nach Frieden. Unsere Gedanken gehen zu den Menschen in der Ukraine, aber auch zu den vielen anderen Orten, an denen Krieg herrscht. Unser Blick richtet sich in Familien und Gruppen, in denen es Streit gibt, oder auch in unsere Kirche, die von Parteiungen und Spaltungen bedroht ist.

Frieden ist eine große Sehnsucht. Jesus unterscheidet im eben gehörten Evangelium zwischen verschiedenen Arten des Friedens, zwischen dem Frieden, den er gibt, und dem Frieden, „wie die Welt ihn gibt“. Hinter demselben Wort können sich ja unterschiedliche Verständnisse verbergen. So hatten beispielsweise die sozialistischen Diktaturen in der Sowjetunion oder in der DDR permanent das Wort „Frieden“ auf ihren Lippen. Es prangte dort auf großen Plakaten und erschallte in jeder offiziellen Rede. Gleichzeitig sperrte man aber Menschen, die anders dachten oder die ihren Glauben leben wollten, in Gefängnisse und baute Mauern, um die Menschen einzusperren. Dieser Frieden kannte offenbar keine Freiheit…

Aber was soll nun der Frieden sein, den Jesus gibt? Wie können wir ihn für uns und für unsere Kirche erlangen? In der Ersten Lesung aus der Apostelgeschichte wird offen benannt, dass es bereits in der frühen Christenheit Auseinandersetzungen gab. Der Streit dreht sich darum, wie denn der Glaube zu leben sei und welche Regeln verbindlich sein sollten. Für uns ist bedeutsam, wie nun hier Frieden und Einheit in der Gemeinde wiederhergestellt wurden.

Dazu findet das sogenannte Apostelkonzil in Jerusalem statt. Eine Frage, die alle betrifft, kann nicht von einzelnen Gläubigen oder einzelnen Gemeinden gelöst werden. Sie muss – so heißt es dort – vom Kreis „der Apostel und der Ältesten“ unter der Leitung des Petrus für alle beantwortet werden. Und in der Antwort der Apostel finden wir weitere, wichtige Hinweise. Zuerst heißt es dort, dass die Unruhe dadurch entstanden ist, dass einige, „denen wir keinen Auftrag erteilt haben“, geredet haben. Es gibt also Zuständigkeiten und Ämter in der Gemeinschaft der Kirche. Diese sind unterschiedlich. Doch in das Amt, zu lehren, kommt man durch die Beauftragung durch die Apostel.

Dazu nennt die Lesung ein zweites Kriterium: Barnabas und Paulus sind gesandte Apostel und sie haben beide „für den Namen Jesu Christi ihr Leben eingesetzt“. Heute hält sich ja nahezu jeder kompetent für alle Fragen. Das gilt auch für den Glauben und die Kirche. Doch auf wen hören wir? Sind es erstens solche, die dazu beauftragt sind zu lehren? Und sind es zweitens Menschen, für Jesus ihr ganzes Leben einsetzen?

Der Frieden, den Jesus gibt, kommt aus der Sendung, die er vom Vater empfangen hat. Er ist Gabe nicht Produkt. Er kann nicht erzwungen werden. Er kommt aus dem ganz und gar Vertrauen, dass der Vater es gut meint. Und der Friede, den Jesus gibt, kommt aus der Hingabe seines Lebens am Kreuz. Dieser Friede ist kein Waffenstillstand, er ist nicht das Produkt von klugen Kompromissen. Er kommt aus dem ganz und gar Lieben, bedingungslos, sich selbst verschenkend. Das ist göttlich, darum kann die Welt diesen Frieden nicht geben. Doch wir kennen den Friedensfürsten, der ihn uns schenken will. Öffnen wir ihm unser Herz und unser Leben. Nehmen wir sein Herrschaft an, damit Friede werde. Amen.

22.05.2022, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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