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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 32. Sonntag im Jahreskreis C

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, die biblischen Lesungen an diesem Sonntag lassen uns nachdenken über die Quellen unseres Glaubens. Wie können wir Gott erkennen? Wie können wir zum Glauben kommen an die Auferstehung und an das ewige Leben, von denen hier die Rede ist?

Wenn ich es richtig beobachte, ist für uns Plausibilität bedeutsam. Was meint das? Leuchtet mir etwas ein? Halte ich das für überzeugend und glaubwürdig? Passt es zu meiner Erfahrung? Diese verbreitete Herangehensweise bedeutet zunächst eine Schwierigkeit, aber auch eine Chance für den Glauben.

Beginnen wir mit der Schwierigkeit. Wenn ich von meiner Erfahrung oder von meinen Erlebnissen ausgehe, dann ist es zunächst nicht einfach zu glauben. Gott ist ja nicht sichtbar oder greifbar für uns. Und wir erleben auch, dass Gebete, die wir sprechen, nicht immer so erhört werden, wie wir sie sprechen. Da wird eine Krankheit nicht geheilt, da zerbricht eine Ehe, da geht eine Prüfung schief, obwohl andere und ich darum gebeten haben… Und auch die Frage des ewigen Lebens ist ja nicht so einfach. Wir erleben ja Vergänglichkeit. Menschen sterben, und auch wir selbst können der Sterblichkeit nicht entfliehen. Die Sadduzäer, eine Gruppe frommer Juden um den Jerusalemer Tempel, benennen das mit dem Beispiel der Heirat. Aus ihrer Sicht spricht die menschliche Erfahrung gegen eine Auferstehung.

Nun gründet der christliche Glaube aber nicht zuerst in meiner Erfahrung. Ich kann nicht alle Wunder an meinem eigenen Leib erfahren haben. Natürlich gibt es deutliche Spuren Gottes in seiner Schöpfung, die bei genauem Hinschauen aufleuchten, aber die wichtigste Quelle unseres Glaubens ist das, was die Theologie „Offenbarung“ nennt. Paulus schreibt das im Thessalonicherbrief: Gott hat „sich uns aus Liebe zugewandt“.

Diese Zuwendung, diese Offenbarung Gottes haben Menschen aufgenommen, und mit ihrem Leben darauf geantwortet. Diese Antwort nennen wir Glauben. Denn christlicher Glaube ist nicht zuerst meine Initiative, sondern Antwort auf ein Angesprochensein.

Die Ersten, die dieses Angesprochensein durch Gott vernommen haben, sind uns wertvolle Zeugen. Ihren Worten schenken wir Glauben. Sie sind, was das griechische Wort für „Zeugen“ sagt: „Märtyrer“. Davon sprach die Erste Lesung aus dem Makkabäerbuch. Die Makkabäer hielten an Gottes Weisungen und Geboten fest, auch wenn es sie das Leben kostete, weil Gott ihnen „die Hoffnung gegeben hat, dass er uns wieder auferweckt“. Sie sind Empfänger dieser Hoffnungsbotschaft. Sie haben sie aufgenommen und ihr vertraut. Für uns sie sind Zeugen dieser Botschaft – Zeugen mit Leib und Leben. An uns ist es diese Hoffnungsbotschaft aufzunehmen und ihr zu vertrauen.

Der größte Zeuge der Frohen Botschaft ist Jesus selbst, denn er ist Botschaft und Antwort zugleich. Er bringt die Botschaft, „dass die Toten auferstehen“, wie er sagt, dass Gott kein „Gott von Toten, sondern von Lebenden ist“. Und er gibt stellvertretend für uns die Glaubensantwort darauf, indem er am Kreuz stirbt, indem er am Kreuz sein Leben ganz in die Hände des Vaters legt. Und wir dürfen an ihm die Erfüllung dieses Glaubens sehen, denn Jesus ist durch den Tod ins Leben gegangen. Er ist auferstanden von den Toten.

Das übersteigt meine Erfahrung. Doch die Chance heißt: Ich nehme diese Botschaft als glaubwürdig an. Ich vertraue den Zeugen des Glaubens. Ich vertraue dem auferstandenen Herrn, der sich den Jüngern gezeigt hat, der lebt und immer bei uns sein will, der uns zum ewigen Leben führen will, wenn wir ihm glauben. Amen.

06.11.2022, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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