Predigt von Pfarrer Daigeler zum Christkönigssonntag C
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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, brauchen wir einen König? Vielleicht wundert Sie diese Frage. Aber es gibt, wenn ich es recht beobachte, eine gewisse Sehnsucht nach Personen oder Verantwortungsträgern, die dem Klein-Klein oder den politischen Streitigkeiten entrückt scheinen. Ein König sieht ja so aus, als ob er über all dem stehe…
Wenn uns ein Text wie die Erste Lesung aus dem Buch Samuel vorgelesen wird, dann könnte man meinen: Hier geht es um eine Empfehlung für dieses Regierungsmodell. Wer aber die ganze Geschichte liest, der merkt, so einfach ist es nicht. Die Sache mit dem König in Israel geht nicht von Gott aus, sondern vom Volk. Immer wieder drängen sie, dass sie einen König wollen, „so wie es auch die anderen Völker haben“… Schließlich gibt Gott nach und zunächst wird Saul, dann David König, und weitere folgen. Vermutlich war den Israeliten die ursprüngliche Idee zu abstrakt. Nach der Befreiung aus Ägypten und der Landnahme sollten nämlich die Gebote Gottes „Herr“ über das Land sein. Damit die beiden Gaben, Freiheit und Land, bewahrt bleiben, hatte Gott dem Volk die Weisung der Zehn Gebote gegeben. Das sollte genügen.
Nun ist Glaubensgeschichte ein Lernprozess. So ist der eigentliche Gedanke, als David zum König gesalbt wird, dass er „Hirte des Volkes“ ist, indem er Garant ist dafür, dass Gottes Gebote Geltung bekommen. Wir wissen freilich aus dem Alten Testament, dass die Könige mal mehr und mal weniger diesem hohen Anspruch genügten. Doch Gott hat sein Volk nicht verlassen. Immer neu hat er Boten gesandt, die an seine Weisung erinnerten. In der Fülle der Zeiten hat er seinen eigenen Sohn gesandt, der die Verkörperung aller Weisungen Gottes ist. In Jesus hat Gott sein Wort in die Welt gesprochen. Und er hat uns im Leben Jesu gezeigt, wie dieses Wort zu verstehen ist.
„Das Reich Gottes ist angebrochen“, sagt Jesus immer wieder. Die Herrschaft Gottes ist greifbar geworden für alle, die in Jesus den König erkennen, wie es der reumütige Schächer am Kreuz tut. Diese Königsherrschaft entspricht nicht den gängigen, menschlichen Vorstellungen. Darum hören wir ja als Evangelium einen Abschnitt aus der Passion. Nicht nach der Brotvermehrung, nicht beim Einzug in Jerusalem am Palmsonntag, wo die Menschen Jesus jeweils zum „König machen“ wollen, zeigt sich sein Königtum. Nein, auf dem Kreuzweg zeigt es sich. Vor Pilatus sagt Jesus: „Ja, ich bin ein König“. Über seinem Kreuz steht es zu lesen. Und viele nehmen es darum nicht ernst, manche verhöhnen ihn sogar, wie wir es eben hörten.
Und doch steht sein Reich unerschütterlich für alle, die ihm glauben. Nicht nur der anrührende Schächer, sondern unzählige Frauen und Männer haben aus dieser Botschaft Mut und Kraft gezogen, den Despoten und Götzen ihrer Zeit zu widerstehen. Sie haben darauf vertraut, was Paulus den Kolossern schreibt: Gott „hat uns der Macht der Finsternis entrissen und aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes“. Wer bekennt: „Jesus ist der Herr!“, der gehört schon hier und heute zu seinem Reich. Darum geht es am Christkönigsfest um das Bekenntnis: „Christus, du allein sollst König sein“. Denn allein dieses Bekenntnis macht uns frei. Allein dieser König nutzt nicht aus und führt uns nicht in die Irre, sondern er führt uns auf die Weide des ewigen Lebens. Nur, wo Christus herrscht, wird Frieden einziehen. Darum beten wir ja jeden Tag: „Dein Reich komme!“ Amen.
23.11.2025, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler




