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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Christkönigssonntag

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, ich hoffe, Sie beschäftigen sich nicht zu sehr mit den gängigen, innerkirchlichen Debatten. Hier, etwa bei dem sogenannten „Synodalen Weg“, wird häufig über Macht und den Umgang mit Macht diskutiert. Nicht, dass dies kein Thema wäre, aber der vielfach erweckte Eindruck, es könnte Räume oder Gemeinschaften geben, in denen keine Macht ausgeübt wird, hat nichts mit der Wirklichkeit des Menschen zu tun. Sobald mehr als eine Personen da ist, wird auch Macht ausgeübt.

Und das ist durchaus notwendig, damit etwas gemeinsam erreicht oder erarbeitet werden kann oder Projekte verwirklicht werden können. Das Problem ist keineswegs die Macht oder die Leitung als solche, auch nicht, dass diese nun einmal nur von konkreten Menschen ausgeübt werden kann. Probleme treten dort auf, wo Macht missbraucht wird für andere Zwecke wie etwa die übertriebene Darstellung der eigenen Person, wie die Befriedigung eigener Bedürfnisse auf Kosten anderer…

In unserem Zusammenleben haben wir dafür meist Regeln und Gesetze, die uns vor einem solchen Übergriff schützen sollen. Vielleicht ist das gerade in Zeiten der Pandemie zu betonen: Gesetze sollen vor allem dem Schutz der Schwachen dienen, damit sich nicht die Lautstarken oder die Einflussreichen, die Gerissenen oder die Influencer auf Kosten anderer durchsetzen.

Wenn wir heute das Christkönigsfest feiern, dann beinhaltet allein der Begriff „König“ die Aussage, dass da einer Macht hat und sie ausübt. Ja, Christus ist ein König. Christus ist unser König. Doch er ist König nicht nach den Vorstellungen dieser Welt, sondern nach seinen Maßstäben. Und diese Maßstäbe legt uns das herausfordernde Evangelium des Christkönigssonntags vor: Wer die Armen sieht, wer die Kranken besucht, wer den Hungernden an Leib und Seele Nahrung gibt, der gehört zu den Erben von Christi Reich. Das heutige Evangelium ist an Deutlichkeit kaum zu überbieten. Das ist die Regel, die Jesus aufgestellt hat für seine Jünger. Das ist das Gebot, das verbindlich bleibt für die Nachfolge Jesu, für Christsein zu jeder Zeit.

Daran zu erinnern, ist nicht immer leicht. Denn es ist eine unbequeme Botschaft, weil sie herausfordert, die eigene Komfortzone immer wieder zu verlassen. Christsein kann nie mit sich selbst zufrieden geben. Wir brauchen als Christen stets die Gewissenserforschung, ob wir auf dem Weg Jesu sind. Wir brauchen immer wieder den Neuanfang für unser Handeln nach dem Weisungen Jesu.

Daran zu erinnern ist der Dienst der Hirten und Seelsorger, wie es der Prophet Ezechiel am Beispiel des Guten Hirten darlegt. Nicht weil die Hirten bessere Menschen oder gar perfekt wären. Beileibe, das sind sie nicht in der Kirche, zu keiner Zeit. Sondern weil es ihr Auftrag ist. Macht in der Kirche soll dort ausgeübt werden, wo die Gefahr besteht, dass Jesus aus dem Blick gerät, wo die durchaus reale Gefahr besteht, dass sein Wort und seine Weisung gegen Moden und Meinungen der Zeit ausgetauscht werden, weil diese gefälliger oder moderner erscheinen…

All das gründet im Schlüsselereignis unseres Glaubens: im Tod und in der Auferstehung Christi. Daran erinnert die Zweite Lesung. Christus ist König – doch König am Kreuz mit der Dornenkrone. Und indem er der Macht des Vaters ganz vertraut hat – bis in den Tod, ist er erhöht worden, ist er auferweckt worden, bezeugt uns der heilige Paulus. Nun sitzt Christus zur Rechten des Vaters und er wird „jede Macht, Gewalt und Kraft“ dieser Welt entmachten. Darauf bauen wir. Darum heißt, ihm zu dienen herrschen.

Wir dürfen mitbauen an seinem Reich. Jeder an dem Ort und mit den Fähigkeiten, die Gott ihm gegeben hat. Weder wird der Bau nur durch Architekten, noch nur Handwerker vollendet. Jeder ist wichtig an seinem Platz, damit der Herr einmal zu uns sagt: „Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, empfangt das Reich als Erbe“! Amen.

22.11.2020, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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