Predigt von Pfarrer Daigeler zum 5. Sonntag im Jahreskreis A
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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, über vieles wird in diesen Wochen in unserer Kirche debattiert. Bischöfe äußern sich über die Amtsführung des Papstes und wollen ihm nicht gehorchen; „Synodale“ sprechen über Gender-Fragen, Macht und sogenannte „Lebenswirklichkeiten“; Pfarrer und pastorale Mitarbeiter sprechen über Struktur- und Organisationsfragen… Vielleicht sind Sie in der glücklichen Lage, von all dem kaum etwas oder gar nichts mitzubekommen. Für mich sind die Worte des heiligen Paulus, die wir eben in der Zweiten Lesung gehört haben, befreiend und heilsam, aber auch ein Aufruf zur Gewissenserforschung.
Er schreibt: „Denn ich hatte mich entschlossen, bei euch nichts zu wissen außer Jesus Christus, und zwar als den Gekreuzigten.“ In der Christengemeinde von Korinth, an die er schreibt, ist es zu Streit und Parteiungen gekommen. Offenbar meinen einige, dass man – wie im damaligen Griechenland üblich – eine besondere rhetorische Begabung benötigt, um die Gemeinde leiten zu dürfen. Andere meinen, es braucht besondere Charismen, also Fähigkeiten, deren Herkunft man dem Heiligen Geist zuschreibt… In erstaunlicher Offenheit bekennt Paulus, dass er nichts von all dem für sich beansprucht. Seine Weisheit, seine Autorität, sein Auftrag gründet allein darin, dass er von Herrn gesandt ist, den Menschen eben diesen Herrn, also Christus, zu verkünden – und zwar als den Erlöser, der für uns gestorben und auferstanden ist, um uns zu retten.
Nicht wenige empfinden das als radikal. Ich empfinde es als heilsame Beschränkung, als befreiende Konzentration auf das Wesentliche in der Kirche. Die „syndodale“ Selbstbeschäftigung, die sich die Kirche in Deutschland aufgrund ihrer finanziellen Ausstattung meint, leisten zu können, wird uns nicht weiter führen. Niemand interessiert sich für eine Kirche, die nachbetet, was vor ihr Parteien, Soziologen, Meinungsmacher oder Ideologen bereits gesagt haben. Viele Menschen wenden sich von der Kirche ab, weil sie das nicht sagt, was sie zu sagen hat, was nur sie sagen kann, was ihr eigentlicher Auftrag ist. Und der Auftrag der Kirche ist es, Christus zu verkünden – in Worten, in gelebter Liebe und in der Feier der Sakramente. Sie soll das „Werkzeug der innigsten Vereinigung der Menschen mit Gott“ sein, wie es das Zweiten Vatikanische Konzil sagte.
Wo wir das nicht mehr tun, sind eine Gemeinschaft unter vielen und letztlich überflüssig. Aber wo wir das tun, sind wir Licht der Welt. Erstaunlicherweise wendet Jesus dieses Bild im Evangelium ja sowohl auf sich selbst an: „Ich bin das Licht der Welt“, als auch auf seine Jünger: „Ihr seid das Licht der Welt“. Damit wird klar, wir sind Licht von seinem Licht. Ganz wie wir es in der Osternacht verdeutlichen. Wir entzünden all unsere Kerzen an der einen Osterkerze, die Bild für Christus ist. Wir nehmen das Licht von ihm und erhellen so den Raum – und damit die ganze Welt. Wir haben keine andere Lichtquelle – und wir brauchen auch keine andere. Denn nur sein Licht ist unerschöpflich.
Freilich geht es dabei nicht nur um Worte. Das verdeutlicht der Prophet Jesaja. Das Licht Gottes geht in unserem Dunkel auf, wo wir die Not des Nächsten sehen und dem Hungrigen, dem Armen, dem Notleidenden beistehen. Hier sind wir Lichtträger, indem wir das Licht Christi konkret für andere aufleuchten lassen. Und immer werden wir dabei auch selbst beschenkt mit seinem Licht.
„Denn ich hatte mich entschlossen, bei euch nichts zu wissen außer Jesus Christus, und zwar als den Gekreuzigten.“ Dieser Weg fordert ein großes Vertrauen – Vertrauen in Christus, dass er wirklich handelt, dass er wirklich da ist, dass er wirklich der einzige Retter der Welt ist. Doch dieser Weg macht uns auf frei. Wir brauchen keine Sorge zu haben um die Zukunft der Kirche. „Salz der Erde“ ist das Bild für etwas Kleines. Doch schon eine Prise Salz verändert alles. Wichtig ist, dass es Geschmack hat. Haben wir keine Angst, daran zu glauben! Haben wir Mut, Christus zu bringen! Amen.
05.02.2023, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler