Predigt von Pfarrer Daigeler zum Hochfest der Erscheinung des Herrn
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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, liebe Sternsinger, die Weihnachtszeit hat zwei große Feste, eben Weihnachten, das Geburtsfest Jesu, mit dem wir durch unser Brauchtum emotional tiefer verbunden sind, und das heutige Fest der „Epiphanie“, der „Erscheinung des Herrn“, das wir meist „Dreikönig“ nennen. Es geht freilich nicht um unterschiedliche Dinge. Es geht um die eine Frohe Botschaft: Gott ist in die Welt gekommen. Der Unsichtbare hat sich sichtbar gezeigt, was ja das griechische Wort „Epiphanie“ meint.
Während sich Weihnachten mehr um die Menschen in Betlehem und im Heiligen Land dreht, dass sich Jesus als der gute Hirte seines Volkes Israel gezeigt hat, so geht es heute um die weltumspannende Bedeutung dieses Geschehens. Sterndeuter aus dem Osten finden zu dem neugeborenen König, so erzählt es der Evangelist Matthäus. Seit alters her haben Gläubige in diesen Weisen aus dem Morgenland alle Völker dieser Erde erkannt. So hat man sie auch in der christlichen Kunst dargestellt als Männer in verschiedenen Lebensaltern oder mit unterschiedlichen Hautfarben. Die Botschaft ist klar: Alle sind willkommen an der Krippe. Alle sind eingeladen, zu Jesus zu finden. Alle sind aufgerufen, ihn anzubeten wie die Sterndeuter.
Darum ist es so schön, dass wir mit dem Dreikönigstag stets den Blick auf die Weltmission richten. Mit der Kollekte und vor allem durch die beeindruckende Sternsingeraktion unterstützen wir Kinder in Not und teilen mit ihnen das Licht des Glaubens. Denn wir wissen, durch das Christuskind gehören wir alle zu einer Familie, zur Familie Gottes, die uns in der Kirche aufleuchtet. Darum sage ich Euch, liebe Sternsinger, ein herzliches Vergelt’s Gott, dass Ihr heute den Menschen in unserem Ort die Frohe Botschaft bringt: Christus ist geboren. Sein Segen soll uns und unsere Wohnungen schützen. Seine Botschaft soll alle Menschen auf der ganzen Welt erreichen und ihnen echte Hilfe sein – auch durch unser Teilen.
Der verstorbene Papst Benedikt XVI. hat bei seinem Besuch zum Weltjugendtag im Jahr 2005 die Reliquien der Heiligen Drei Könige, die im Kölner Dom verehrt werden, besucht. Dieses große Jugendtreffen auf deutschem Boden stand unter dem Leitwort aus dem heutigen Evangelium: „Wir sind gekommen, IHN anzubeten.“ Mit einer Million junger Christen dachte der Heilige Vater damals über die Sterndeuter nach. In ihnen erkannte er suchende Menschen, Menschen, die nach Gerechtigkeit und Wahrheit suchen – Menschen, die aufbrechen, etwas von sich investieren, ja alles einsetzen, um die Wahrheit zu finden. Dabei ging es den Weisen aus dem Morgenland vielleicht wie auch uns. Sie suchen zuerst dort, wo es schön und schillernd ist, im Palast des Königs, doch in der Armseligkeit des Stalls werden sie fündig. Der König des Himmels und der Erde begegnet ihnen als wehrloses Kind. Ja, es gehört zum Geheimnis Gottes, dass er sich klein und wehrlos in dieser Welt zeigt, doch für alle, die ihn aufnehmen, wird er zur unerschöpflichen Quelle der Freude, der Kraft und des Lebens.
Papst Benedikt sagte damals über die Weisen: „Sie sahen nun: Die Macht Gottes ist anders als die Macht der Mächtigen der Welt. Die Art, wie Gott wirkt, ist anders, als wir es uns ausdenken und ihm gerne vorschreiben möchten.“ (Predigt bei der Vigil, 2005) Doch als sie vor dem Kind knien, „lernen sie, daß sie sich selber geben müssen – kein geringeres Geschenk verlangt dieser König. (…) Liebe Freunde, fragen wir uns, was das alles für uns bedeutet. (…) Die Weisen aus dem Morgenland sind nur die ersten einer langen Prozession von Menschen, die nach dem Stern Gottes mit ihrem Leben Ausschau gehalten, den Gott gesucht haben, der uns Menschen nahe ist und uns den Weg zeigt. Es ist die große Schar der Heiligen (…). Sie sind die Lichtspur Gottes, die er selbst durch die Geschichte gezogen hat und zieht.“ (Predigt bei der Vigil, 2005)
In den Sterndeutern und in den vielen Heiligen unserer Kirche sehen wir, wie es geht, ein Christ zu sein. Die Heiligen haben in Christus das wahre Licht der Welt, das Licht für ihr Leben gefunden. Und sie haben verstanden, dass dieses Licht wächst und leuchtet, wenn man es mit anderen teilt. Sie zeigen uns, wie heute die Sternsinger, man wird glücklicher, wenn man auch andere glücklich macht. Vertrauen wir fest: Nur dieses Kind in der Krippe kann uns und alle Menschen wahrhaft glücklich machen. Amen.
06.01.2023, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler