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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Fest der Darstellung des Herrn - Mariae Lichtmess

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, wie nehmen wir die Welt wahr? Ist es so, dass wir uns einfach umschauen müssen, und dann ist alles klar? Reichen die Augen aus, sofern man nicht sehbehindert ist? Sehen wir, die wir hier versammelt sind, alle dasselbe?

Die erste Reaktion könnte sein: Ja, natürlich. Wie könnte man über das, was doch sichtbar ist, verschiedene „Ansichten“ haben? Aber beim weiteren Nachdenken wird klar: So einfach ist es offensichtlich nicht. Sonst gäbe es ja nicht so unterschiedliche Sichtweisen in unserer Welt. Denken wir an die aktuellen, teils heftigen politischen Debatten. Ganz offenkundig gehen die Sichtweisen hier stark auseinander – über das, was man überhaupt sieht, und darüber, wie man es einordnet.

Das heutige Fest am Ende der weihnachtlichen Zeit trägt das Licht in seinem alten Namen: „Lichtmess“. Auch wenn die Kerzenweihe vor allem Dankesopfer für das Geschenk des Lebens anknüpft, vom dem uns das Evangelium erzählt. So haben die Kerzen – gerade in der dunklen Jahreszeit – doch eindeutig mit Licht zu tun. Und Licht ist nun einmal unverzichtbar, damit unsere Augen überhaupt etwas sehen können. Sonst tappen wir nicht nur sprichwörtlich im Dunkeln.

Um die Ereignisse richtig einzuordnen, um mein Leben gut ordnen zu können, brauche ich Licht. Aber was für ein Licht ist das? Die weihnachtliche Zeit gibt uns hier einen wichtigen Hinweis. Wir glauben, dass Gott uns entgegen gekommen ist in seinem Sohn Jesus. Er wurde von Maria geboren und hat als Mensch gelebt, damit wir ihn besser verstehen. Der Prophet Maleachi drückte es in der Ersten Lesung so aus: Nicht mehr nur ein „Bote“ kommt, der über etwas redet, sondern „dann kommt plötzlich zu seinem Tempel der Herr“. Gott hat zu uns gesprochen. Es ist nicht mehr nur eine Ahnung von Gott. Nein, er selbst hat sich gezeigt. Er selbst ist in diese Welt gekommen. „Mit Fleisch und Blut“, wie es die Zweite Lesung aus dem Hebräerbrief unterstreicht. Gott ist mit seiner ganzen Gottheit als wirklicher Mensch in unsere Welt gekommen. Jesus ist wahrer Gott und wahrer Mensch!

Damit ist aber auch gesagt, dass beide Dimensionen unverzichtbar sind für das rechte Verstehen der Welt. Es braucht zum einen das Hinschauen mit unseren Sinnen, das Nachdenken mit unserem menschlichen Verstand. Dafür hat uns der Herrgott ja diese Fähigkeiten gegeben. Zum anderen braucht es aber auch sein göttliches Licht, um tiefer zu schauen, um nicht beim Vordergründigen stehen zu bleiben. Und dieses Licht wird uns durch den Glauben geschenkt, durch die Worte der Heiligen Schrift, durch das Glaubensbekenntnis der Kirche, durch die Gaben des Heiligen Geistes. Was wir sehen, wird also ernst genommen und dann im Licht des Glaubens gedeutet.

Das Fest Mariae Lichtmess verdeutlicht uns das am Beispiel von zwei Menschen am Ende ihres Lebenswegs, Simeon und Hanna. Ihre körperlichen Kräfte sind aufgezehrt. Menschlich betrachtet ist noch nur Ende und Tod zu sehen. Aber durch den Glauben wird ihnen Zukunft und Hoffnung geschenkt. Sie sehen das Jesuskind, das Maria und Josef in den Tempel bringen. Und Simeon spricht: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht in Frieden scheiden, denn meine Augen haben das Heil gesehen.“ Er schaut nun in neuem Licht auf sein Leben, sogar auf seine Sterblichkeit. Im Licht des Glaubens sieht er, wer sich an Jesus hält, der findet selbst in der Schwachheit Kraft, selbst im Tod Leben.

Als Glaubende sind wir nicht naiv. Wir lassen das Licht Christi in unser Leben leuchten. Er will es hell machen. Er ist uns Orientierung und Kraft. Wer Christus nachfolgt, der wird nicht im Dunkeln wandeln, sondern das Licht des Lebens haben. Amen.

02.02.2025, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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