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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Ostersonntag

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, vor dem Evangelium am Ostertag hören wir eine Sequenz. Es handelt sich um einen rund 1000 Jahre alten Gesang. Er erzählt in poetischer Sprache das Ostergeschehen. Darin heißt es unter anderem: „mors et vita duello conflixere mirando“. Tod und Leben hätten, so es heißt, in einem erstaunlichen Kampf miteinander gerungen. Freilich ist das ein Bild, aber es ist durchaus verständlich. Beides, Leben und Sterben, sind Gewalten, sind so existentiell, da überzeugt tatsächlich das Bild eines Kampfes.

Unsere naheliegende menschliche Erwartung ist ehrlicherweise, dass der Tod Sieger in diesem Kampf bleiben werde. „Gekämpft und doch verloren“, so ist auf mancher Todesanzeige zu lesen, wenn ein Mensch nach schwerer Krankheit verstirbt. Ja, sagen wir es offen, ist es nicht ein aussichtsloser Kampf? Steht nicht am Ende immer der Tod als Sieger da?

Dieser vordergründigen Erfahrung begegnet unsere Zeit mit widersprüchlichen Bewegungen: Auf der einen Seite arbeiten Gesetzgeber an einer Freigabe der Euthanasie, also der Tötung Schwerkranker „auf Verlangen“. Auf der anderen Seite werden mit Aufwand Medikamente und Therapien entwickelt, Krankheiten zu heilen. Als Christen müssen wir dem ersten Ansinnen widersprechen. Kein Mensch soll durch die Hand eines anderen sterben, sondern an der Hand eines anderen begleitet sein. Das andere Anliegen, Krankheiten zu heiligen, ist sicher etwas Gutes.

Dennoch kann es auch zu der Annahme verleiten: Wenn wir nur genug forschen, dann können wir irgendwann das ganze Leben entschlüsseln, dann finden wir vielleicht die Medizin, die Unsterblichkeit schenkt. Aber selbst wenn es so etwas gäbe, es wäre nur eine Verlängerung der Biologie. Durch diese technischen Mittel können wir höchstens alternde Welt schaffen, in der nur mehr alte Menschen Platz fänden. Für die Erneuerung des Lebens, für Kinder wäre kein Platz mehr. So sehr wir uns vielleicht vor dem eigenen Tod fürchten, bei ehrlicher Betrachtung erkennen wir: Das ist keine „Lösung“.

Maria von Magdala war eine enge Freundin Jesu. Von ihr erzählt uns das Osterevangelium, dass sie als Erste den Auferstandenen sehen durfte. Sie ist die große Zeugin eines anderen Weges. Darum wird sie in der Ostersequenz befragt: „Was hast du gesehen, Maria?“ Erzähl von deiner Erfahrung, von deinem Glauben.

Und das tut Maria Magdalena. Das Ringen von Tod und Leben ist ganz anders ausgegangen als erwartet. Jesus, der Sohn Gottes, hat den Tod besiegt. Er, der die Quelle und der Ursprung des Lebens ist, ist größer als alle Mächte dieser Welt – selbst als die größte Macht, nämlich der Tod. Jesus hat den Tod besiegt. Nun ist alles anders. Selbst in die dunkelste Stunde hat Jesus das Licht des Lebens getragen. „Die Nacht leuchtet wie der Tag“ haben wir heute in der Osternacht gehört. Selbst in der größten Einsamkeit ist nun Liebe zu finden, weil Jesus sie dorthin getragen hat. Das ist keine technische „Lösung“ eines Problems. Das ist „Erlösung“ aus Liebe. Nur sie ist stärker als der Tod.

„Christus, meine Hoffnung lebt“, singt Maria Magdalena. Ostern ist das Fest dieser ungeheuren Hoffnung. Nicht der Tod hat das letzte Wort, sondern das Leben. Christus, der auf seinem Kreuzweg wie ein Gescheiterter aussah, er ist zum Sieger geworden. Gehen wir ihm nach, dann finden auch wir das Leben. Glauben wir ihm, dann erhalten wir Anteil an seinem Sieg! Amen. Halleluja.

31.03.2024, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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