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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 3. Fastensonntag – Lesejahr A

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, viele Bestandteile der Fastenzeit kommen aus der Taufvorbereitung der frühen Kirche. Das Vaterunser und das Glaubensbekenntnis wurden den Taufbewerbern überreicht, damit sie diese auswendig lernten. Es war klar, dass es Christsein nur gibt, wenn man um die Grundlagen des Glaubens weiß, dass Gott Schöpfer und Erlöser ist, dass Jesus uns durch sein Sterben und Auferstehen das ewige Leben erworben hat, dass der Heilige Geist uns zur Gemeinschaft der Kirche formen will. Ebenso wichtig war das rechte Beten, darum das Gebet, das Jesus selbst seine Jünger gelehrt hat.

Zahlreiche Lesungen und Evangelien wurden gemeinsam mit den Katechumenen, also den Taufbewerbern, gelesen. Sie dienten zur Vorbereitung auf den Empfang der Taufe in der Osternacht. Einige dieser Texte begleiten auch uns durch die Fastenzeit. Sie laden uns ein, dass wir uns das Geschenk der Taufe ins Gedächtnis rufen, dass wir die Versprechen unserer Taufe am Osterfest erneuern.

Die Taufe ist zwar einmalig, unwiederholbar und unverbrüchlich, weil es so ein großes Geschenk ist, mit Gott und seiner Kirche verbunden zu werden. Aber die Taufe ist so entscheidend, dass ich sie immer neu lebendig und fruchtbar für mein Leben machen muss. Was heißt es, getauft zu sein?

Auch in der Bibel sind nicht alle Menschen immer „fromm“ oder froh, Gottes Volk zu sein. Ganz schnell haben die Israeliten die Zeit in der Sklaverei vergessen. Kaum kommen die ersten Schwierigkeiten auf ihrem Weg, da „murren“ sie. Da war es doch besser in Ägypten, meinen sie. Aber der Glaube, wie ihn uns die Schrift bezeugt, ruft immer heraus. Er setzt Menschen in Bewegung. Er fordert heraus, sich nicht einfach zufrieden zu geben mit dem, wie es eben läuft. Nur so geht der Weg in die Freiheit, in das Gelobte Land. Am Jakobsbrunnen fordert Jesus die Samariterin heraus. Er spricht von der Umkehr, also davon, dass sie sich von falschem Handeln abkehren und sich bekehren soll zu Gott. Doch warum wagt die Frau sich auf diesen Weg?

Im Evangelium sehen wir, was auch in der Taufe geschieht. Gott geht auf uns zu. Jesus verkörpert genau diese Botschaft: Gott geht auf uns zu, damit wir ihn finden. Gott macht den ersten Schritt. Jesus geht an einen Ort, an den „man“ nicht ging. Er geht zu Samaritern, also zu Ausländern, mit denen Juden nicht einmal reden. Mehr noch, er geht zu einer Frau mit zweifelhaftem Ruf. Aber Jesus hat keine Scheu. Er zeigt, dass ihn nichts in unserem Leben abschrecken kann.

Wenn wir uns in diesen Tagen, unsere Taufe ins Gedächtnis rufen. Dann dürfen wir zuerst dankbar sein, dass Gott auf mich zugegangen ist und immer wieder zugeht. Jesus ist die ausgestreckte Hand Gottes. Doch diese Hand fordert uns auf, aufzubrechen auf Gottes Weg. Jesus bittet die Frau am Brunnen: „Gib mir zu trinken.“ Und das sagt er auch zu uns: „Gib mir zu trinken.“ Er fragt damit: Was kannst du mir geben? Was kannst du für mich tun? In jedem von uns stecken Fähigkeiten und Talente, die wir für Jesus und für Gottes Reich einsetzen können. Die Samariterin ist zunächst verblüfft, doch dann wird sie zur Missionarin. Sie lädt andere ein, zu Jesus zu kommen. Jeder von uns kann etwas einbringen, wir sind die Stimme Jesu, wir sind seine Hände und seine Füße.

Damit wir nicht erschöpfen auf diesem Weg, schenkt Gott uns immer frisches Wasser. Mose schlägt das Wasser aus dem Felsen. will uns lebendiges Wasser schenken, das nie versiegt. Jesus ist die Quelle, die nie versiegt. Er stillt unseren Durst nach Leben, nach Liebe und Angenommensein. Zum ihm dürfen wir immer kommen im Gebet und Gottesdienst. Er wartet immer auf uns. Amen.

20.03.2022, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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