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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Fest der Taufe des Herrn B

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, wie wird man ein Christ? Diese Frage scheint mir immer wichtiger zu werden. Über Jahrhunderte machte man sich über diese Frage in unseren Breiten kaum Gedanken. Nahezu alle Kinder, die auf die Welt kamen, wurden binnen weniger Tage getauft, also waren sie Christen. Dass man in dieses Christsein hineinwächst, dafür sorgte eine große Zahl von „Einflüssen“: Eltern und Großeltern, Priester und Ordensschwestern, Schule und Lehrer, aber auch die Dorfgemeinschaft mit ihren Abläufen, Bräuchen und Gewohnheiten.

Wer bei dieser Aufzählung aufgepasst hat, dem liegt auf der Hand, dass die meisten „Faktoren“ der Christwerdung heute weggefallen sind. Viele sehen das gleichgültig, andere beklagen: „früher war das so und so“… Beides scheint mir nicht wirklich weiterzuhelfen. Unsere Frage ist es vielmehr, was heißt Christsein in einer Minderheitensituation, in der wir uns ehrlich betrachtet längst befinden? Wie wird man Christ? Und vor allem wie bleibt man Christ?

Das heutige Fest der Taufe Jesu stellt unzweifelhaft das Sakrament der Taufe heraus. Die Taufe ist von großer Bedeutung. Und sie ist zuallererst ein Geschenk – wie alle Sakramente. Gott kommt uns entgegen, bevor wir etwas vorzeigen könnten an Leistung. Und was sollte das letztlich auch sein, was wir als Leistung vorzuweisen hätten im Vergleich mit der unendlichen Größe und Güte Gottes? Diese unverdiente Gnade ist auch der Grund, weshalb wir kleine Kinder taufen können, weshalb wir auch Menschen mit Behinderungen oder geistigen Einschränkungen taufen können. Gott will jedem zusprechen, wie er es bei der Taufe seines Sohnes Jesu tat: „Du bist mein geliebtes Kind.“ Das kann nicht nur Vermutung oder Annahme sein. Es muss ausgesprochen und im Wasser der Taufe erfahren werden.

Nun fordert jedes Geschenk logischerweise nach einer Antwort. Die würde jeder vernünftig denkende Mensch Dankbarkeit nennen. Und diese Dankbarkeit ist unser Glaube – und vielmehr ist das Ergreifen des Glaubens. Denn wir werden ja in ein Glaubensbekenntnis hinein getauft. Es gibt nur eine Taufe. Es gibt nur ein Bekenntnis, das apostolische Glaubensbekenntnis. Und mir dieses Bekenntnis immer mehr anzueignen, es immer mehr zur Richtschnur und zum Fundament meines Lebens zu machen, das ist Christ-Werdung. Dass wir glauben, nicht alles uns selbst, sondern vielmehr Gott zu verdanken, sagen wir, wenn wir ihn Vater und Schöpfer nennen. Dass wir glauben, dass Gott sich uns auf einzigartige Weise gezeigt hat, sagen wir, wenn wir ihn als menschgewordenen Sohn bekennen. Dass er uns von unseren Sünden befreit und uns den Weg zum ewigen Leben aufgeschlossen hat, sagen wir, wenn wir bekennen, dass Jesus für uns gestorben und auferstanden ist. Dass er uns durch die Zeiten lenken und leiten will, sagen wir, wenn wir den Heiligen Geist bekennen.

Dieser Geist bewirkt aber auch etwas, das ebenso wesentlich zur Taufe gehört. Er macht uns zur Gemeinschaft der Kirche Christi. Christsein kann man nicht alleine. Keiner rettet sich alleine oder wird alleine gerettet. Durch die Taufe werden wir Kinder Gottes, ja, aber wir werden immer auch Brüder und Schwestern mit all seinen Kindern – von den Zeiten Jesu bis heute und in allen Ländern, wo Menschen mit uns an Jesus, den Christus, glauben. Leben wir aus diesem Geschenk der Taufe, damit wir Kinder Gottes heißen und es in Wahrheit sind. Amen.

07.01.2024, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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