Predigt von Pfarrer Daigeler in der Jahresschlussandacht 2023
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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, am Ende des alten Jahres schauen viele zurück: Was hat sich ereignet? Was hat dieses Jahr geprägt? In weltlichen und kirchlichen Medien finden sich verschiedene Zusammenstellungen. Ich möchte hier keine einzelnen Daten aus unserem Pfarrleben vorstellen. Unser Pfarrbrief bietet hier ja stets einen guten Überblick. Ich möchte mit Ihnen teilen, was mich geistlich bewegt und beschenkt hat.
In der Kirche in Deutschland gibt es teils heftige Debatten, die unter Schlagworten wie „Reform“ oder „synodaler Weg“ geführt werden. Ich weiß nicht, wie viel Sie davon mitbekommen oder inwiefern es Sie interessiert. Auch wenn ich die Themen allesamt seit Jugendtagen kenne, auch wenn ich in den Debatten kein wegweisendes Potential erkenne, bewegt es mich, lebe und arbeite ich doch in der Kirche.
Manchmal macht es mir schon Sorge, weil ich die Gefahr sehe, dass eben das, was ich als das Schöne und Wertvolle an der Kirche erkenne, aus dem Blick zu geraten droht. Was meine ich damit? Für mich ist die Kirche echte Heimat. Die Kirche nicht zuerst ein einzelner Ort. Natürlich habe ich eine Heimatpfarrei, aber schon als Jugendlicher bin ich stets gerne in Würzburg an den Tagen, an denen bei uns keine Messe war, auch in andere Kirchen gegangen. Ich habe mich dort nie als Fremder gefühlt. Es war ja derselbe Ablauf, dieselbe Form, dieselbe Botschaft.
Als ich im Januar einen Priesterfreund in Kanada besuchen durfte, der sein Silbernes Priesterjubiläum feierte, konnte ich das hautnah erfahren. Er ist von der Abstammung Chinese und lebt in Kanada. Die Gäste und die Pfarrei waren bunt gemischt aus vielen Völkern, doch alle waren katholisch. Alle feierten wir gemeinsam die Heilige Messe. Was für ein Geschenk! So viel wird heute gesprochen über Spaltungen der Gesellschaft. Was für einen Wert haben wir in unserer Kirche, eben weil sie nicht deutsch kleinkariert, sondern weltweit katholisch ist. Bewahren wir uns das – auch im Blick auf die Katholiken, die neu zugezogen – teils aus anderen Ländern – unter uns wohnen.
Natürlich ist das nicht alles. Die Kirche nicht allein weltweit, sie ist auch vor Ort. Die Patrozinien und Kirchweihgottesdienste, ganz besonders das Kirchenjubiläum hier in Stadtlauringen haben es deutlich gezeigt: Es ist wertvoll, dass so viele Menschen, mitdenken, mitarbeiten und mitbeten, damit wir in unseren Orten Gotteshäuser haben. Es geht nicht ohne Menschen. Die „lebendigen Steine“ sind unverzichtbar, damit Kirche lebendig bleibt. Das gilt für die Kirchenverwaltungswahlen im kommenden Herbst. Das ist – denke ich – uns allen auch bewusst geworden, als wir im vergangenen Jahr zwei Seelsorger zu Grabe getragen haben. Im Mai verstarb Pfarrer Manfred Hauck, der als Priester in unserer Mitte gewirkt hat. Und kurz vor dem Weihnachtsfest verstarb unser langjähriger Pfarrer Dr. Benno von Bundschuh. Wenn sie fehlen, merken wir umso deutlicher: Wir brauchen Priester. Wir brauchen gute Priester.
Denn die Kirche ist Gemeinschaft aus dem Glauben. Wir sind kein Verein, keine NGO. Das Wort „Kirche“ ist von einem griechischen Wort abgeleitet, das so viel heißt wie: „Vom Herrn Gerufene“. Er macht uns zu seiner Kirche. Seine Botschaft, seine Worte sind unser bleibender Maßstab, über den keine Versammlung abstimmen kann. Seine Gegenwart in den Sakramenten ist uns Kraftquelle. Lassen wir uns von ihm leiten, dann wird das neue Jahr ein gesegnetes sein. Öffnen wir uns für die Gemeinschaft der Schwestern und Brüder der Kirche auch aus anderen Orten. Und ermutigen wir alle, die sich einbringen in das kirchliche Leben als ehren- oder hauptamtliche Mitarbeiter oder als Priester. Das gebe Gott auch im neuen Jahr. Amen.
31.12.2023, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler