Predigt von Pfarrer Daigeler zum 18. Sonntag im Jahreskreis C
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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, vermutlich haben viele von Ihnen schon einmal vom heiligen Franz von Assisi gehört. Er lebte zu Beginn des 13. Jahrhunderts in Mittelitalien. Franz war zunächst ein Lebemann. Er konnte sich das leisten, da er aus reichem Hause stammte. Doch Franziskus bricht radikal mit all dem und lebt fortan als Bettler. Eine große Bewegung entsteht um diese beeindruckende Gestalt. Sein tiefer Glaube, seine Entschiedenheit beeindruckt viele junge Menschen seiner Zeit. Und doch gehört zur Geschichte auch dazu, dass um die „heilige Herrin Armut“, wie Franz sie nannte, bald nach seinem Tod gestritten wurde. Wie ernst muss man die Armut nehmen? Darf man gar nichts oder nur wenig besitzen? Ist das mehr spirituell oder materiell gemeint?
Die Heiligen sind Interpreten des Evangeliums. An ihrem Leben können wir ablesen, wie man die Botschaft Christi in den konkreten Alltag übersetzen kann. Das scheint mir hilfreich, wenn wir heute mahnende Worte Jesu im Evangelium hören: Das Leben besteht nicht darin, im Überfluss zu leben. „Hütet euch vor jeder Art von Habgier!“
Wie ernst man solche und ähnliche Worte Jesu nehmen soll, darüber wurde in allen Jahrhunderten nachgedacht von Menschen, die als Christen leben wollen. Das ist wichtig, um nicht vorschnell in die eine oder andere Richtung zu gehen. Es gibt ja die Versuchung, die Worte Jesu nur „symbolisch“ aufzufassen und in die Richtung zu lenken: Ganz so ernst müssen wir das alles nicht nehmen. Es gibt freilich auch die andere Versuchung, alles rein wortwörtlich aufzufassen. Und dann merkt man, wie im Beispiel vom heiligen Franz: Das war für ihn sein Weg, das „Evangelium wörtlich zu nehmen“, aber in derselben Radikalität war es für seine Nachfolger nicht immer möglich. Es geht also um eine gute Unterscheidung: Was ist unverzichtbar? Was gilt immer? Und was ist mir aufgegeben, dass ich dafür eine passende Form finde?
Der heilige Paulus spricht in der Zweiten Lesung davon, dass wir als „neue Menschen“ leben sollen. Damit erinnert er uns an etwas Wesentliches. Wir schauen immer wieder auf Christus, auf sein Vorbild, damit es uns prägt und verwandelt. Denn das, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten, das prägt uns. Eben das sagt uns Jesus in anderen Worten. Wenn wir auf den Besitz schauen, dann wird das Besitzstreben unser Denken prägen. Wenn wir auf den Herrn schauen, prägt er uns.
Nun kann man fragen, weshalb wir denn auf Christus schauen sollen und nicht auf die Vorratsscheunen, die man bauen und füllen kann? Ist es nicht sinnvoller auf Sichtbares oder Greifbares zu bauen? Die Lesung aus dem alttestamentlichen Buch Kohelet sagt uns dazu in deutlichen Worten: „Alles ist Windhauch“. So beeindruckend die sichtbaren Dinge auch sein mögen, so verlässlich und sicher sie erscheinen, sie sind letztlich allesamt vergänglich. Christus allein bleibt in Ewigkeit.
Wir werden die Nachfolge Jesu stets in unterschiedlichen Geschwindigkeiten angehen. Nicht jeder ist zum Franziskus geboren. Es gibt ja auch Verantwortungen zu bedenken, ob ich beispielsweise eine Familie zu versorgen habe oder nicht… Und dennoch, lassen wir uns immer neu herausfordern von den Worten Jesu, von seinem Ruf, ihm ganz zu vertrauen! Haben wir keine Angst, alles auf diese „Karte“ zu setzen. Wir verpassen nichts, wenn wir Christus gefunden haben. Amen.
03.08.2025, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler