Predigt von Pfarrer Daigeler zum Weißen Sonntag
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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, das Evangelium ist nicht einfach ein Geschichtenbuch von früher. Es ist eine stets aktuelle Botschaft. „Frohe Botschaft“ können wir das griechische Wort „Evangelium“ ins Deutsche übersetzen. Es ist eine Nachricht, die sich an uns richtet. Der heilige Johannes unterstreicht das nochmals am Ende seines Evangeliums, wenn er schreibt: Diese Zeichen, die Jesus gewirkt hat, „sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes“.
Alles, was aufgeschrieben wurde von den Wundern, die Jesus gewirkt hat, und von den Predigten, die er gehalten hat, ist aufgeschrieben, damit wir zum Glauben kommen. Auch die großen Berichte, die wir am Karfreitag und an Ostern gehört haben, dass Jesus am Kreuz gestorben ist und dass er von den Toten auferstanden ist, dass die Jünger den Auferstandenen gesehen haben, all das ist aufgeschrieben, damit wir glauben: Jesus ist der Sohn Gottes. Und damit wir, eben weil wir das glauben, „das Leben haben in seinem Namen“.
Alles dreht sich um dese Frage: Wer ist Jesus? Jesus ist die Mitte unseres Glaubens. Dabei geht es nicht bloß um eine historische Figur der Vergangenheit. Uns geht es darum – und genau das feiern wir in der Osterzeit –, dass Jesus lebt und immer bei uns sein will.
Ganz besonders deutlich wird das für uns in den Sakramenten. Papst Leo der Große schrieb vor rund 1600 Jahren: Alles, was an Jesus sichtbar war, ist in die Sakramente eingegangen. In den Sakramenten berührt uns Jesus leibhaft und wahrhaft. In der Taufe gibt er uns das Versprechen: Du gehörst zu mir und ich gehöre zu dir, komme was wolle. In der Firmung bekräftigt Jesus dieses Versprechen und verbindet es mit dem Auftrag, dass wir Zeugnis für ihn geben. So haben wir es in den beiden Lesungen ja gehört. Christsein muss man an unserem Handeln merken, dass wir miteinander teilen, dass wir die Not anderer sehen und lindern, dass wir ehrlich und gut miteinander umgehen… In der Beichte sagt uns Jesus: Du darfst neu beginnen. Ich vergebe dir, wenn es dir nicht gelungen ist, den Auftrag als Christ zu leben. Und in der heiligen Kommunion begegnen uns Jesus selbst. Mit Fleisch und Blut kommt er zu uns. Er schenkt sich uns, damit wir aus seiner Kraft leben.
Die Osterzeit beginnt mit der Osternacht und dauert 50 Tage. In der Osternacht bekräftigen wir unseren Glauben und unsere Zugehörigkeit zur Kirche, wenn wir das Taufversprechen erneuern. In den Tagen der Osterzeit soll diese Gewissheit unser Leben durchdringen und prägen: Wir glauben an Jesus, der lebt und der uns das Leben in Fülle bringt, wie es der Apostel Thomas bekennt: „Mein Herr und mein Gott!“. Wir wollen aus diesem Glauben Kraft und Orientierung schöpfen. Unser Glaube zeigt uns, wie wir recht handeln und gut leben können. Wir dürfen das aus der Gewissheit tun, dass der Herr uns stärkt in den Sakramenten. „Selig, die nicht sehen und doch glauben.“ Amen.
07.04.2024, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler