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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 6. Sonntag im Jahreskreis A

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, wenn wir weiter aus der Bergpredigt Jesu lesen, wie bereits an den beiden letzten Sonntagen, dann hören wir heute, wie Jesus eine Reihe von Geboten aufzählt: Du sollst nicht töten, du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht lügen… Eine Reaktion könnte sein: Natürlich, die Kirche zählt Gebote und Verbote auf. Aber fragen wir, bevor wir uns dem Schrifttext zuwenden, zunächst anders. Woher kommen eigentlich solche Regeln? Eine erste Antwort wird wohl lauten: Sind uns von Gott gegeben. Er hat dem Volk Israel die Zehn Gebote anvertraut, und Jesus hat sie bekräftigt, wie wir es eben im Evangelium gehört haben. Das ist richtig. Doch diese Erklärungsweise birgt eine Gefahr. Wer nicht an Gott glaubt oder wer kritisch sieht, dass wir überhaupt den Willen Gottes kennen würden, der wird sagen: Warum sollen diese Gebote für mich oder für unsere Zeit verbindlich sein?

Aber sind diese Gebote wirklich ein „Eigengut“ einer Gruppe oder einer Religion? Diese Regeln wollen ja allgemein gültige Güter schützen: Leben, Wahrheit, Verlässlichkeit, Treue, Eigentum… Und welcher Mensch wird ernsthaft sagen, dass diese Güter schlecht seien? Oder dass man ohne sie gut leben könne?

Es geht hier um Grundlegendes, damit unser Menschsein gelingt und damit wir überhaupt zusammenleben können. Das Wissen darum entspricht unserer menschlichen Natur, das Wissen darum hat der Schöpfer in jeden Menschen hineingelegt. Darum können diese Regeln auch von jedem Menschen erkannt werden mit seinem Gewissen, sofern er es nicht verbogen hat.

Gerne wird die Kirche in der öffentlichen Meinung als rückständig dargestellt. Sie stelle Regeln auf, die Menschen einengen würden, heißt es. Aber ist das wirklich wahr? Freilich bleibe ich immer wieder hinter den Geboten zurück. Ich mache Fehler, ich verletze andere Menschen… Aber wenn wir einmal in unser Herz blicken, wer würde denn wirklich sagen, dass es keine Regeln braucht für das Gelingen des Lebens?

Die Erste Lesung aus dem Alten Testament will uns ermutigen, hier weiterzudenken. Jesus Sirach sagt: Keiner ist verdammt, das Böse zu tun. Die Weisungen Gottes sind uns als Hilfe gegeben, das Richtige zu erkennen. Und wir sind freie Menschen, die sich dafür immer neu entscheiden können. Wie es auch Jesus sagt: „Wer die Gebote hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich“.

Das Wunderbare ist nun, dass uns Jesus auch die Botschaft von der Barmherzigkeit Gottes gebracht hat. Die sagt: Wir dürfen mit Gottes Hilfe immer wieder aufstehen, wenn wir gefallen sind. Wir dürfen immer neu beginnen. Darum sind wir als Christen nicht zuerst gegen etwas, sondern für etwas: für das Leben, für Treue, für die Ehe, für die Wahrheit… - für Christus.

Darum ist es so wichtig auf Jesus zu schauen, auf sein Wort zu hören, denn von ihm können wir das lernen. Er lehrt uns das rechte Menschsein. Er will „nicht Weisheit dieser Welt“ lehren, wie es Paulus in Jesu Namen bezeugt. Es geht darum, die Weisheit Gottes zu lernen, die das Leben gut und schön macht. Wenn wir Christus und seinem Weg vertrauen, dann sehen wir, wie es Papst Benedikt sagte, „dass das Christentum mehr und etwas anderes ist als ein Moralsystem, als eine Serie von Forderungen und von Gesetzen. Es ist das Geschenk einer Freundschaft, die im Leben und im Sterben trägt.“ (Mariazell, 2007) Für diese Freundschaft wollen wir uns entscheiden – in Wort und Tat, im Reden und Handeln. Amen.

12.02.2023, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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