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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 5. Ostersonntag A

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, manchen Menschen fällt der Glaube schwer, weil Gott nicht in der Weise sicht- und hörbar ist, wie es viele Dinge in der Welt sind. Dabei ist es freilich nicht so, dass wir uns nur von sicht- oder hörbaren Dingen beeinflussen lassen. Meinungen und Moden, Empfindungen und Emotionen beeinflussen uns, ohne sichtbar zu sein, im Guten wie im Schlechten. Diese beachten und bemerken wir vorrangig durch die Wirkungen, die sie auslösen.

Was hat das nun mit den Schrifttexten des heutigen Sonntags zu tun? Der fünfte Sonntag der Osterzeit will uns Mitnehmen auf den Übergang im Leben der Jünger von der Zeit, in der Jesus sichtbar und greifbar mit ihnen unterwegs war, zu der Zeit, in der er nach seiner Auferstehung ihnen anders nahe bleibt.

Nun könnte eine erste Idee sein: Die Jünger haben sich eben an Jesus, an seine Worte und Taten erinnert. Sie haben vieles davon weitererzählt und schließlich aufgeschrieben in den Evangelien. Jesus lebt in der Erinnerung seiner Freunde weiter…

Wenn das eine umfassende Beschreibung unseres Glaubens wäre, dann wäre Jesus sehr wahrscheinlich längst vergessen. Selbst große Gestalten der Geschichte sind in Vergessenheit geraten. Unsere katholische Herangehensweise überschreitet ein bloßes Erinnern an Jesus. Es geht sozusagen auch um die „Wirkungen“, die er heute noch auslöst. Sie machen ihn nämlich in unserer Welt „nachweisbar“.

In der Ersten Lesung aus der Apostelgeschichte hören wir von der Auswahl und Berufung von sieben Männern zu Diakonen. Einer von ihnen ist Stephanus. Jesus will in der „Greifbarkeit“ und Leiblichkeit des Weihe-Sakraments bei uns bleiben. Darum bindet er sich an Menschen, auch wenn er um ihre Schwachheit weiß. Jesus beruft die Zwölf. Und die Apostel haben wiederum Männer zu Bischöfen, Priestern und Diakonen bestellt, damit der Zuspruch Christi, die Nähe Christi, die Berührung durch Christus in den Sakramenten leibhaft für die Menschen erfahrbar bleibt. Und so geschieht es in der Kirche bis zum heutigen Tag.

Der Weg Jesu ist nicht zu Ende mit seiner Auferstehung und Himmelfahrt. Er geht weiter in seiner Kirche. Sie ist sein sichtbarer Leib in der Zeit. In ihr wird der Herr hörbar, wenn die Jünger das Wort für ihn ergreifen. Das versucht der Herr dem Thomas im Evangelium zu erklären. Thomas fragt: „Wie können wir denn den Weg kennen?“ – Jesus antwortet: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“. Und er geht in seiner Antwort an Philippus noch weiter: „Wer an mich glaubt, wird die Werke vollbringen, die ich vollbringe“. Der Glaube der Kirche, die Bindung der Jünger an Jesus machen ihn weiter wirksam in der Welt ganz besonders in den Sakramenten. Hier berührt uns der Herr. Hier will er uns stärken und bewegen, dass wir als seine Jünger handeln. Denn das Ziel der Sakramente ist, dass wir den Herrn sichtbar machen. Wir empfangen den Leib Christi, damit wir sein Leib werden – Jesus Christus, sichtbar in der Welt durch unser Leben aus dem Glauben.

Das zu bezeugen, ist unser aller Auftrag als Getaufte. So ruft es uns die Zweite Lesung aus dem Petrusbrief zu: „Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen“, zur Kirche Christi, zu „einer heiligen Priesterschaft“. Für das Gelingen dieses Auftrags muss die ganze Kirche dem Wort Christi „gehorchen“, sagt Petrus. Wo das geschieht, kann die Welt Gott tatsächlich erkennen an der Wirkung, die Christus in meinem Leben hat. Amen.

07.05.2023, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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