Predigt von Pfarrer Daigeler zum 19. Sonntag im Jahreskreis B
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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, „nun ist es genug“. Mit diesen Worten wirft sich der Prophet Elija in den Wüstensand. Für die Sache Gottes hatte er sich eingesetzt. Mutig war er aufgetreten gegen die Verehrer der Götzen und des Baal, sogar mit dem König hatte er sich dafür angelegt. Und nun? Er muss fliehen, um Leib und Leben fürchten.
Man kann sich seine Erschöpfung und Verzweiflung vorstellen. Doch ist es nicht manchmal wirklich so, dass diejenigen, die sich für die Sache Gottes einsetzen ziemlich schwach, blamiert oder lächerlich dastehen? Warum zeigt er sich denn nicht deutlicher in der Welt, er, den wir den „Allmächtigen“ nennen? Wie kann man denn glauben, dass er allmächtig ist, wenn es so viel Verwirrung und Leid gibt in der Welt?
Und doch ist da dieser Anspruch. Auch Jesus erhebt ihn für sich. „Ich bin das Brot des Lebens“, das Brot, von dem die Welt in Wahrheit lebt. Wer dieses Brot isst, wird in Wahrheit leben. Kein Wunder, dass einige Zuhörer darüber murren. Wie kommt er dazu? Wie kann man einen solchen Anspruch erheben angesichts des Hungers in der Welt, angesichts so vieler ungelöster Probleme?
Die Heilige Schrift gibt uns keine umfassende Lösungsformel an die Hand. Die Erzählung vom Propheten Elija erhält Brot und frisches Wasser für den Weg, den unmittelbar vor ihm liegenden Weg. „Iss, sonst ist der Weg zu weit für dich“. Gott will uns Kraft für den nächsten Schritt geben, für die Aufgabe, die heute vor uns liegt. Ganz wie wir es täglich in dem Gebet sprechen, das uns Jesus gelehrt hat: „Unser tägliches Brot gib uns heute.“
Je konkreter unser Beten ist, desto mehr Erhörung wird es finden. Je konkreter unser Glaube ist, desto stärker wird er sein. Freilich können wir den Weltfrieden, die Befreiung von allen Krankheiten und Problemen erbitten. Aber wie kommen alle guten Gaben zu uns? Durch den ersten Schritt konkreter Menschen. Wenn wir Frieden wollen, müssen wir den ersten Schritt tun, wie es Paulus in der Zweiten Lesung sagt: „Seid gütig zueinander, seid barmherzig“. „Führt euer Leben in Liebe, wie auch Christus uns geliebt und sich für uns hingegeben hat“. Wir müssen beten um den Mut, dass alle Streitenden den ersten Schritt zur Versöhnung wagen. Wenn wir uns um die Kranken sorgen, dann müssen wir beten, dass sie mit Hoffnung und Heil beschenkt werden. Wenn wir Sorgen haben, dann müssen wir beten, dass wir selbst für Kraft und alles, was wir heute brauchen, mit Gottes Hilfe schaffen können.
Damit wir diesen „kleinen Weg“ gehen können, hat uns Jesus das Sakrament seiner Gegenwart hinterlassen. Die heilige Kommunion ist das „Brot des Lebens“, von dem der Herr spricht. Äußerlich nichts Spektakuläres; kein großes Zeichen, kein Wunder, das alle in Staunen versetzt. Ein kleines Stück Brot, das „alle Erquickung in sich birgt“, das der Herr selbst ist. Christus verschenkt seinen Leib, damit wir immer seine Nähe und Gegenwart erfahren dürfen, damit wir nie den Mut verlieren.
Lassen wir uns nicht verwirren. Glauben wir nicht denen, die sagen: Es hat eh keinen Zweck… Kommen wir immer wieder zu dem, der sich selbst gibt für uns, der uns Wegzehrung und Hoffnung ist, der sagt: „Ich bin das lebendige Brot. Wer von diesem Brot ist, wird leben in Ewigkeit.“ Amen.
11.08.2024, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler