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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 18. Sonntag im Jahreskreis B

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, das Evangelium nimmt uns mit nach Kafarnaum. Diese Stadt am Westufer des Sees Genezareth existiert heute nur mehr als Ausgrabungsstätte. Jesus lebte hier mehrere Monate oder Jahre. Und – wie es jüdischer Brauch ist – ging Jesus in die Synagoge, wo aus der Heiligen Schrift gelesen wird und auch über das Verständnis der Schrift debattiert wird.

Das Eindrucksvolle an der „Schriftauslegung“ Jesu ist vor allem, dass sie nicht allein aus Worten besteht. Er selbst, sein Wesen und Handeln, deutet die Schrift. Jesus selbst stellt den Menschen vor Augen, wie Gott ist – was die Botschaft und das Anliegen Gottes ist. So steht vor der Predigt, die Jesus in der Synagoge von Kafarnaum hält, das Wunder der Speisung der 5000, wie wir es am letzten Sonntag im Evangelium hören konnten. Die Menschen hatten Hunger und Jesus gab ihnen Essen. Dieses Erlebnis hat viele beeindruckt. Sie fühlen sich angezogen. „Bei Jesus wird etwas ausgeteilt, da gibt es etwas umsonst, da gehen wir hin…“ Dieser Eindruck entsteht offenbar. Aber für Jesus ist es die Grundlage, etwas Tiefergehendes zu erklären. So wie der Leib satt wird durch das Brot, so gibt es das „Brot vom Himmel“, das die Seele nährt.

Was ist nun dieses Brot vom Himmel? Die Zuhörer Jesu kennen sehr wahrscheinlich die Erzählung von der Befreiung der Israeliten aus der Knechtschaft in Ägypten. Wir haben eben einen Abschnitt daraus in der Ersten Lesung gehört. Auf der 40-jährigen Wanderung der Israeliten durch die Wüste verliert das Volk den Mut. „Kommen wir denn überhaupt je in das Gelobte Land? War es nicht besser in Ägypten? Dort waren wir zwar Sklaven, aber wir hatten etwas zu Essen…“

Gott hört das Murren des Volkes und lässt das sogenannte Manna regnen, „Brot vom Himmel“ genannt. Daran denken nun die Zuhörer Jesu. Sie nehmen an: Gott wird dafür sorgen, dass ihr Magen gefüllt wird. Doch Jesus verwirft das ziemlich deutlich: „Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt.“ Ihm geht es um die Speise, die „für das ewige Leben bleibt“. Darum kann er sagen: Ich bin dieses Bort. „Ich bin das Brot des Lebens“. Denn das gemeinsame Essen des Brotes ist für Jesus nur ein Vorgeschmack, der Gemeinschaft, die er stiften will.

Die Gemeinschaft mit Jesus ist die Speise des ewigen Lebens. In ganz besonderer Weise erfahren wir das in der heiligen Messe. Sie ist die Herzmitte unseres katholischen Glaubens. Hier haben wir – wie es das lateinische Wort ausdrückt – „communio“, also Gemeinschaft, mit Jesus. Davon lebt die Kirche, davon leben wir.

Unsere menschliche Erfahrung deutet es an. Auch wir leben ja nicht nur von Nahrung, sei es nun Brot oder seien es andere Lebensmittel. Wir leben von der Gemeinschaft mit anderen Menschen, die uns stützen und begleiten. Das ist Nahrung für unsere Seele… Jesus will uns Gemeinschaft schenken – ohne Grenzen von Zeit oder Raum. Er will uns ewige Gemeinschaft schenken. Darum ist er im Sakrament der Eucharistie da für alle Menschen zu allen Zeiten. Nehmen wir seine Einladung immer wieder an. Suchen wir die Gemeinschaft mit Jesus. Lassen wir uns von ihm mit dem Brot des Lebens beschenken. Und schenken wir ihm unsere Liebe und unser Leben. Amen.

01.08.2021, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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