Predigt von Pfarrer Daigeler zum Zweiten Adventssonntag B
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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, eine gute Nachricht, einen Brief oder ein Paket zu bekommen, ist etwas, über das man sich freut. Das erleben wir hoffentlich selbst in diesen adventlichen Tagen, dass uns andere etwas schicken. Und das können wir ebenso tun, wenn wir an andere etwas senden, vielleicht gerade auch an Menschen, die einsam sind oder mit denen wir lange nicht gesprochen haben.
Es kann aber auch vorkommen, dass in der Fülle der Nachrichten und Pakete, die heute versandt werden, die einzelne Nachricht unterzugehen droht. Was ist wichtig? Was erregt noch meine Aufmerksamkeit? Worüber freue ich mich noch?
Johannes der Täufer bezeichnet sich im eben gehörten Evangelium als Bote, als „Stimme eines Rufers in der Wüste“. Der Evangelist Markus greift bewusst Zitate aus dem Buch Jesaja auf, um zu bekräftigen: Das, was Gott versprochen hat, das erfüllt er auch. Dennoch ist außergewöhnlich, was hier geschieht. Jemand, der offenbar selbst Menschen bewegen kann, „ganz Judäa und die Einwohner Jerusalems“ ziehen ja zu Johannes, um ihn zu hören, hieß es, der nutzt sein Talent nicht, um Menschen an sich selbst zu binden oder um eigene Ideen zu vermitteln. Johannes führt die Menschen als Bote zu Christus. „Bereitet den Weg des Herrn“, ist sein Motto.
Das scheint mir wichtig und schwierig zugleich. Schwierig, weil heute viele meinen, dass sie zu kurz kommen könnten. Es ist nicht immer einfach, sich in den Dienst eines anderen, einer größeren Sache zu stellen. Das merken wir in vielen Bereichen der Gesellschaft und des Ehrenamts, das merken wir auch in der Kirche, wo manchmal private Ideen an die Stelle des Wortes Gottes gesetzt werden.
Dennoch ist es notwendig, dass konkrete Menschen für die Sache Gottes das Wort ergreifen. Kann er das nicht selber? So mag man einwenden. Vermutlich, doch die ganze Glaubensgeschichte sagt uns, dass der Weg, den Gott wählt, Menschen sind – Menschen, die ihm Herz und Stimme leihen. Das gilt für die Familien, wo Mütter, Väter und Großeltern Boten sind, dass die Botschaft des Glaubens in die Herzen der Kinder kommt. Das gilt auch für die Kirche im Ganzen, in der Jesus Bischöfe und Priester beruft, damit sein Evangelium verkündet und seine Gegenwart in den Sakramenten gefeiert wird. „Bahnt den Weg des Herrn“, selbst in der Wüste, allen Hindernissen – Berg, Hügel, krumme Wege – zum Trotz, ermutigt uns Jesaja.
Was fällt auf unter all den Paketen und elektronischen Nachrichten? Ein handgeschriebener Brief oder eine selbst gebastelte Karte. Weil sie so selten sind. Ja, aber vor allem, weil wir merken, hier steckt etwas von der Person des anderen drin, von seiner Zeit, von seinem Herzblut. Die Frohe Botschaft kann nur durch Menschen ausgerichtet werden. Darum ist es so wichtig, dass Eltern, Großeltern, Lehrer und Paten das tun. Darum ist es so wichtig, dass sich auch heute junge Männer für den Priesterberuf entscheiden.
Und wir dürfen ja eine wunderbare Nachricht ausrichten: „Siehe, GOTT, der Herr, kommt mit Macht“. Der Prophet Jesaja ermuntert die Menschen im Namen Gottes, dass sie einander trösten sollen. „Tröstet mein Volk, spricht Gott, der Herr.“
Das Wort „Trost“ kommt vom Wortstamm „treu“. Wir trösten einander durch unsere gelebte Treue – Treue zueinander und Treue im Glauben. Wir trösten ebenso durch die Erinnerung daran, dass Gott treu ist. Auch wenn es manchmal lange so aussieht, als bliebe die Hilfe aus, schreibt Petrus in der Zweiten Lesung. Gott lässt uns nicht im Stich. Er ist treu. Amen.
10.12.2023, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler