logo pg liborius wagner Stadtlauringen

Predigt von Pfarrer Daigeler zum 33. Sonntag im Jahreskreis A

Spr 31,10-13.19-20.30-31; 1 Thess 5,1-6; Mt 25,14-30

Download Audiodatei der Predigt

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, die Mahnung des heiligen Paulus klingt drastisch: „Der Tag des Herrn kommt wie ein Dieb in der Nacht“. Gleichzeitig klingt sie irgendwie aus der Zeit gefallen. Jeder vernünftige Mensch weiß um die Endlichkeit seines Lebens, darum, dass keiner von uns „seine Stunde“ kennt. Und doch hat sich ein Lebensstil eingebürgert, der diese Wirklichkeit völlig auszublenden scheint. Von der Endlichkeit des Lebens spricht man nicht. Und selbst in der Kirche wird nicht mehr über die Letzten Dinge „Gericht, Himmel, Hölle, Fegefeuer“ gesprochen.

Davon sprechen, dass dieses Leben nur „vorläufig“ ist im Vergleich mit Gottes Ewigkeit. Naja, ab und zu muss vielleicht der Pfarrer von solchen Dingen reden… Aber welche Relevanz haben diese Dinge? Welche Dringlichkeit haben sie für unser konkretes Leben?

Natürlich hängt jeder Mensch verständlicherweise an seinem Leben. Es ist ja das kostbarste Geschenk, das wir von den Eltern und vom Schöpfer empfangen haben: unser Leben. Und jeder von uns schätzt Menschen, die uns zur Seite stehen, die uns Weggefährten und Stütze sind. Wir schätzen auch Dinge, die man schön findet oder die man sich unter Mühen erarbeitet hat. Doch in fast erschreckender Offenheit spricht die Heilige Schrift über die Vergänglichkeit all dessen. Wir hörten es in der alttestamentlichen, Ersten Lesung. Selbst Schönheit und Anmut vergehen, einzig bleibend ist Gottesfurcht und verschenkte Güte.

In diese Richtung deutet auch das Gleichnis Jesu von den Talenten. Jeder hat vom Schöpfer Talente mitbekommen. Keiner ist leer ausgegangen, auch wenn unsere Talente unterschiedlich sind. Darum mahnt das Gleichnis, die Talente recht zu nutzen, sie nicht zu vergraben…

Die Erinnerung an die Vergänglichkeit ist keine Angstbotschaft. Im Gegenteil, meine Lebenszeit ist kostbar, weil sie begrenzt ist. Mein Leben ist kostbar, gerade weil ich es nicht erzeugen und erschaffen kann, sondern weil es ein Geschenk Gottes ist. Es geht nicht darum alles herauszuholen aus dieser Lebenszeit. Gerade diese Angst, zu wenig abzubekommen, zu kurz zu kommen, treibt viele um. Und diese Angst will Jesus seinen Jüngern nehmen. Mehrfach spricht er vom „Heute“: Reibt euch nicht auf in den Sorgen für den morgigen Tag; Das tägliche Brot gib uns heute…

Im Hier und Heute dürfen wir leben. Den heutigen Tag verkosten, ohne schon gierig nach dem nächsten Erlebnis oder neidisch nach dem zu schauen, was mein Nachbar anscheinend hat. So leben, dass ich auch heute gerufen werden könnte. Wie viele „offene Rechnungen“, wie viele Unversöhntheit gibt es aber zwischen uns?

Gerne schieben wir es auf morgen auf. Jetzt ist die Zeit, jetzt ist Stunde. Das ist ja auch ein Sinn der regelmäßigen Beichte. Keiner kann wohl von sich sagen, dass ihm so etwas leicht fallen würde. Aber die Mahnung des Apostels ist klar, keiner von uns weiß, wie viel Zeit mir geschenkt ist, mich mit Gott und meinem Nächsten zu versöhnen.

Nutzen wir unsere Zeit und unsere Talente? Natürlich geht es um die ewige Freude, von der Jesus im Evangelium spricht. Es geht aber ebenso um das Heute. Wie verändert sich das Antlitz der Erde? Wie kommt der Friede in die Welt? Durch viele Menschen, die ernst machen mit dem Evangelium in ihrem Leben, die ihre Talente zum Guten nutzen. Durch Menschen das leben, was bleibt: die Liebe zu Gott und die verschenkte Güte für den Nächsten. Amen.

19.11.2023, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

­