Predigt von Pfarrer Daigeler zum 6. Ostersonntag A
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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, gewiss gibt es verschiedene Dinge, die uns Sorge machen. Das wird unterschiedlich sein je nach Typ und Person. Ich denke, es lässt sich aber allgemein sagen, dass Einsamkeit oder Verlassensein etwas ist, das alle Menschen bedrückt oder sogar ängstigt.
Die Jünger Jesu, die wir in der Osterzeit auf ihrem Weg begleiten, haben sich nach der Kreuzigung Jesu und vielleicht auch noch nach seiner Auferstehung verlassen gefühlt. Der Jesus, der sie angesprochen hatte; dessen Ruf und Beispiel sie so sehr motiviert hat, dass sie alles zugelassen haben und ihm gefolgt sind; dessen Wort und Handeln sie tief berührt haben; der ihnen immer neu Orientierung geschenkt hat; dieser Jesus war nun nicht mehr in der gleichen Weise bei ihnen wie zuvor.
Die Evangelisten benennen ja diese Verunsicherung, indem sie uns erzählen, dass sich die Jünger zunächst eingeschlossen haben. Jesus hat das vorausgesehen und wollte sie mit einer großen Zusage vorbereiten. Wir haben sie eben im Evangelium gehört: „Ich werde den Vater bitten und er wird euch einen Beistand geben“. Damit seine Jünger niemals einsam oder verlassen sind, hat Jesus ihnen einen Beistand, einen Tröster zugesagt und schließlich auch gegeben.
Dieser Beistand ist der Heilige Geist. Vielleicht können wir uns unter diesem Begriff nicht viel vorstellen. Doch am besten verstehen wir, was der Heilige Geist ist, wenn wir daran denken, was er bewirkt. Er kommt in unsere Einsamkeit und indem er zu uns kommt, ist die Einsamkeit nicht mehr einsam. Der frühere Papst Benedikt hat das einmal in die wunderbare Zusage zusammenfasst, die das Geschenk des Glaubens beschreibt: „Wer glaubt, ist nie allein!“
Diese Zusage hat Jesus seinen Jüngern gemacht, diese Zusage macht er auch uns. Und ich finde, das ist ein wunderbares Geschenk: „Wer glaubt, ist nie allein!“ Wer glaubt, der hat immer einen Beistand.
Doch wie empfangen wir diesen Beistand? Die Lesungen dieses Sonntag legen wenigstens zwei Spuren. Die Erste Lesung aus der Apostelgeschichte erinnert uns an die Zusage Jesu, dass er im Wirken der Apostel und ihrer Nachfolger gegenwärtig bleibt. Anders ausgedrückt: Jesus handelt wirklich in den Sakramenten, hier und heute berührt er durch die Sakramente. In der Lesung heißt es: Petrus und Johannes besuchen eine junge Christengemeinde in Samarien und spenden ihnen durch Handauflegung und Gebet die Firmung. Ja, Gottes Geist wird uns durch das Gebet und das Wirken der Kirche vermittelt, denn sie sind das Werkzeug Christi, mit dem er heute an uns Menschen handeln will.
Die Zweite Lesung aus dem Petrusbrief gibt uns einen weiteren Hinweis. Hier hieß es: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt.“ Dort, wo wir von unserer Hoffnung Zeugnis geben, dort, wo wir das Wort des Evangelium mit anderen teilen, dort, wo wir die Liebe Christi für andere erfahrbar machen, dort wird der Beistand uns unterstützen. Das gehört auch zu der Zusage, die Jesus gemacht hat. Und an den Früchten werden wir erkennen, wo der Geist uns leitet.
Schließlich möchte ich einen dritten Impuls hinzufügen. Die Apostelgeschichte zeigt uns auch, dass besonders Maria, die Mutter der Hoffnung, die Jünger sammelte und ermutigte, um den Geist Gottes zu beten. Maria wusste aus ihrem Leben um die Kraft des Heiligen Geistes. Darauf zu vertrauen, hat sie die Jünger ihres Sohnes ermutigt. Und so tut es Maria auch heute. Sie dürfen wir – gerade jetzt im Mai – bitten, dass sie mit uns um den Beistand bittet, der uns tröstet, der uns Mut macht, der uns den Weg zeigt, der uns erfahren lässt: Wer glaubt, ist nie allein. Amen.
14.05.2023, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler