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Predigt von Pfarrer Daigeler zu Fronleichnam B

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, „wo sollen wir das Paschamahl für dich vorbereiten?“ Diese Frage der Jünger hörten wir gerade im Evangelium. Der Abschnitt ist aus der Markus-Passion genommen. Es ist zunächst eine praktische Frage der Jünger. Jeder von uns weiß: Ein Fest braucht Vorbereitung. Das gilt in der Familie, das gilt in Gruppen und Vereinen, das gilt auch im religiösen Leben. Wie könnten wir Fronleichnam feiern ohne die Menschen, die Altäre und Blumenteppiche geschmückt haben, ohne die Blaskapelle und die Kirchenmusik, die geübt haben, ohne die Ministranten, Mesner und die Vielen, die mithelfen, dass es würdig und festlich wird?

Auch Jesus sieht diese Notwendigkeit. Er gibt den Jüngern Weisung und Rat, was es braucht für das Letzte Abendmahl. Er achtet ihre Sorge, er sieht ihre Mitarbeit. Das Paschamahl gefeiert mit dem Brot, das Frucht menschlicher Arbeit ist, und mit dem Wein, der Gabe der Schöpfung und menschlichen Mühens ist. Es ist ebenso wie beim Wunder der Brotvermehrung, bei dem Jesus zuerst seine Jünger bittet: „Gebt ihr ihnen zu essen.“ Immer ist das, was jeder einzelne von uns einbringt, wichtig und wertvoll. Auch die kleinste Gabe, die mit Liebe gegeben wird, sie zählt bei Gott. Er macht sie groß.

Und doch erschöpft sich das Fronleichnamsfest nicht in Brot und Wein. „Das ist mein Leib, das ist das Blut des Bundes“, sagt Jesus im Abendsmahlssaal, als er den Jüngern Brot und Wein reicht. So überliefern es uns die Evangelien. Das heißt ja nicht weniger als „Das bin ich selbst“. Seine ganze Liebe, sein ganzes Leben legt der Herr in diese Gaben und lässt sich verzehren.

„Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben?“ So fragten die Menschen bereits, als Jesus in Kafarnaum andeutet: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm.“ Doch der letzte Satz des Evangeliums, der vom Gang an den Ölberg spricht, ist eindeutig. Und auch die Lesung aus dem Hebräerbrief lässt keinen Zweifel daran, wie Jesus das meint. Er stirbt für uns und für die Vielen am Kreuz. „Sein Tod hat die Erlösung bewirkt“. Seine Hingabe ist das vollkommene und einzige Opfer des Neuen Bundes.

Und noch einmal fragen wir: Wie kann das geschehen? Was hat das zu bedeuten? Unserer Zeit fällt es schwerer zu verstehen, weil wir gerne betonen, was wir selbst geleistet und geschaffen haben oder worauf wir ein Recht und einen Anspruch haben. Der Glaube erinnert uns stets an die tiefe Wahrheit: Leben heißt immer Verdanktsein. Alle Gaben der Schöpfung sind Geschenke des Schöpfers – bis hin zu meinem eigenen Leben. Und dieses Leben habe ich durch konkrete Menschen, die Eltern empfangen. Dieses Leben gelingt nur im Miteinander, indem Menschen einander unterstützen und tragen, indem Menschen etwas von sich selbst geben, damit auch der Andere leben kann. Diese Wahrheit über den Menschen greift Jesus auf mit den Gaben von Brot und Wein. Und weil seine Liebe größer, reiner, ja ungeschuldet, ja göttlich ist, darum bewirkt sie noch mehr als das Große, das menschliche Liebe zu wirken vermag. Sie öffnet das „verheißene ewige Erbe“.

Fronleichnam ist ein großes Fest des Dankes. Dank für all die Gaben, die uns leben lassen; Dank für die Menschen, die uns und unsere Gemeinschaft gut werden lassen; Dank für die Hingabe des Herrn, die bewahrt ist im Sakrament des Altares. Der Herr selbst ist bei uns. Aus seinem Opfer leben wir alle. Diese Freude tragen wir in der Prozession durch unseren Ort. Damit alle mit uns dem Herrn folgen und so das Leben finden. Amen.

30.05.2024, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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