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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Dreifaltigkeitssonntag B

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, Glaube ist etwas Persönliches. Wie es um meine Beziehung zum Herrgott aussieht, kann ich vielleicht gar nicht immer anderen beschreiben. Dennoch ist der christliche Glaube nicht nur subjektives Empfinden oder „Für-richtig-Halten“. Er ist gemeinschaftlich, darum spielt die Kirche für Form und Inhalt des Glaubens eine wichtige Rolle.

Vermutlich werden nicht alle Menschen diese These teilen. „Ich lasse mir doch nicht vorschreiben, was ich zu glauben habe...“ Diese Auseinandersetzung durchzieht die ganze Kirchengeschichte, manchmal eher hintergründig, manchmal offen.

Natürlich gibt es auch in der Kirche Übertreibungen, wie sie ihre eigene Zuständigkeit und Kompetenz ausgelegt hat und auslegt. Wenn sich beispielsweise der Papst oder ein Bischof über eine Frage der Tagespolitik äußert, dann verdient das gewiss Beachtung, es unterscheidet sich aber von der Kategorie her nicht von der Äußerung anderer Menschen. Denn hier haben die Hirten der Kirche keine eigene Kompetenz.

Anders verhält es sich bei Fragen des Glaubens wie wir es beim Inhalt des heutigen Dreifaltigkeitssonntags sehen. Die Festlegung der Kirche auf das Glaubensbekenntnis: Vater, Sohn und Heiliger Geist ist mehr als eine bloße Meinungsäußerung.

Warum ist das so? Das hängt zusammen mit dem Ursprung des Glaubens. Am Anfang des Glaubens steht nicht eine menschliche Idee. Die alttestamentliche Lesung reflektiert über das Geschenk der Nähe Gottes. „Welches Volk könnte sagen, dass Gott ihm so nahe ist?“ Gott hat sich mitgeteilt, er hat sich offenbart - in einer für uns verständlichen Weise. Das heißt auch, so die Lesung, in den Geboten und Weisungen für das gelingende Leben. Und dieses sich selbst Zeigen Gottes wird noch deutlicher in Jesus, seinem Sohn, der Mensch geworden ist.

Jesus vertraut seine Botschaft konkreten Menschen an, den Aposteln, und damit seiner Kirche. Die haben nicht eine größere Kompetenz, weil sie klüger oder frömmer wären als andere, das sind sie laut dem Evangelium offenkundig nicht. Es ist der Auftrag und die Sendung durch Jesus, die sie auszeichnet und ausrüstet für ihre spezielle Aufgabe. Und die Aufgabe ist klar: „Geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern!“

Damit die Jünger und ihre Schüler und Nachfolger diesen Auftrag nicht vergessen, sendet Jesus den Heiligen Geist. Der vermittelt kein Sonderwissen oder Geheimwissen. Nein, er erinnert immer neu an das, was Jesus gesagt hat, und hilft, es zu verstehen.

Darum sind wir zeitlich vom Evangelium entfernt, aber nicht inhaltlich. Natürlich gibt es Höhen und Tiefen, Irrungen und Wirrungen in der Geschichte. Aber der Geist lässt das Schiff der Kirche nicht kentern. Er ist der sichere Anker der Gewissheit.

Wir feiern das Fest allerheiligsten Dreifaltigkeit. Nun können sie die Bibel durchblättern von A bis Z und sie werden die Worte „dreifaltig“ oder „dreieinig“ darin nicht finden. Trotzdem ist die Lehre von der Dreifaltigkeit ein Dogma – also eine verbindliche Lehre für alle Katholiken – und andere Christen.

Hat sich die Kirche hier etwas ausgedacht? Nein, sie hat etwas auf den Punkt gebracht, was sie in der Offenbarung bereits empfangen hat. Gott ist nach den Worten Jesu „Vater“, er bringt das Leben hervor. Er ist Sohn, wie es uns Jesus gezeigt hat, denn Gott wollte, dass wir seine Kinder werden. Gott ist Geist, wie es die Schrift sagt. Aber immer ist es der eine und einzige Gott, dreifaltig einer. Ihm glauben wir, damit wir das Leben haben. Von ihm wissen wir durch die Gemeinschaft der Kirche, weil er seine Botschaft Menschen anvertraut hat und sie durch Menschen weitergeben will – auch durch uns. Amen.

26.05.2024, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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