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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Fest Mariae Himmelfahrt

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, am deutlichsten wird uns die Unverfügbarkeit des Lebens bei der Geburt eines Menschen und bei seinem Sterben. Die Tatsache und die Stunde, dass und wann wir auf die Welt kommen, liegt nicht in unserer Hand und ebenso ist es mit dem Gehen aus dieser Welt. Das gehört auch zur Herausforderung dieser entscheidenden Momente, die es zunächst einmal für jeden Menschen zu bewältigen gilt.

Damit wir diese Herausforderungen meistern, ist uns Hilfe zur Seite gestellt. Das Kind, das zur Welt kommt, ist gewiss aufgeregt, kommt es doch in eine ganz neue und unbekannte Welt. Doch ihm ist die Mutter zur Seite gestellt, deren Stimme und Herzschlag das Kind bereits kennt. Und so spannend oder schwierig das Auf-die-Welt-Kommen vermutlich ist, im Wissen um die Mutter, die bei mir ist, kann das Kind diese Stunde meistern.

Wenn wir einmal aus dieser Welt gehen müssen, gibt es Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede. Der Weg geht in eine neue und noch nicht bekannte Welt. Wir sind aufregend, fürchten uns vielleicht. Aber im Gegensatz zur Geburtsstunde müssen wir alle vertrauten Menschen loslassen. Keiner kann mit uns die Schwelle überschreiten. Umso wertvoller ist der heutige Festtag Mariae Himmelfahrt. Denn wir feiern die Zuversicht, dass unsere himmlische Mutter uns bereits vorausgegangen ist in Gottes neue Welt und dass sie uns von dort aus begleiten will auf dem Weg, der zu gehen ist, wenn die Stunde kommt.

Der heilige Paulus spricht im Korintherbrief über diese Hoffnung. Er bezeugt, dass Christus auferstanden ist von den Toten. Daran knüpft der Apostel eine große Zuversicht. Alle, „die zu ihm gehören“, dürfen ihm folgen. Es gibt eine bestimmte „Reihenfolge“, sagt Paulus. Erster ist Christus. Und wer könnte ihm näher sein im Leben und im Sterben als seine Mutter Maria. Darum ist sie ihm auch nahe in der Auferstehung. Christus hat seine Mutter nicht im Tod gelassen. Er hat sie mit Leib und Seele zu sich gerufen. So ist sie uns ein untrügliches Zeichen der Hoffnung und des Trostes. So ist sie uns Helferin und Begleiterin auf dem Weg ins Reich ihres Sohnes.

Jeden Tag sollten wir das Ave Maria sprechen. In diesem Gebet kommt sie vor „die Stunde unseres Todes“. Wir benennen sie und bitten zugleich, dass Maria uns selbst in dieser Stunde eine mütterliche Begleiterin sein möge. Keiner der sich der Gottesmutter anvertraut, ist allein – nicht einmal in der Stunde des Sterbens. Sie weiß, dass Gott auch auf unsere „Niedrigkeiten“ und Schwächen schaut, wie sie bei ihrer Verwandten Elisabeth singt. Maria weiß, dass Gottes Stimme selbst in die dunkelste Tiefe des Todes dringt, um uns zum Leben zu rufen. Lassen wir uns heute von ihrem Glauben und ihrer Hoffnung stärken. Und bitten sie, dass sie uns mütterlich beisteht jetzt und in jeder Stunde – auch einmal in der Stunde unseres Todes, damit es eine Stunde des Hinübergehens in die neue, größere, ewige Welt Gottes werde. Amen.

15.08.2024, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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