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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Christkönigssonntag A

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, „Christus König alle Zeit, heute und Ewigkeit.“ So singen wir in einem bekannten Lied zum heutigen Christkönigsfest. Es stammt aus einer Zeit, in der diese Frömmigkeitsform große Popularität genoss. Unser Schatz an Liedern und Gebeten ist Gottlob größer als eine bestimmte Epoche. Wir dürfen schöpfen aus dem Reichtum von Betern unterschiedlicher Generationen und Regionen. In jeweils verschiedenen Situationen unseres Lebens können wir darin Freude und Trauer, Hoffnung und Halt finden.

Dennoch wer heute ein Gebet verfasst – in seinem Herzen oder gar schriftlich, wird wohl selten auf diesen Titel „König“ zurückgreifen. Wir haben ja in der Politik auch keine Könige mehr, könnte man anführen. Allerdings galt das auch für das eingangs erwähnte Lied. Es stammt aus dem Jahr 1930, als es zumindest in Deutschland keine Monarchie mehr gab. Dennoch griff man auch dieses Bild zurück. Wir können ja von Gott nur in menschlicher Sprache und Bildern sprechen, anders wäre es für uns Menschen nicht verständlich. So verwendet etwa die alttestamentliche Lesung, die wir eben hörten, das Bild des Hirten, der die Herde heimführt. Und Jesus selbst verwendet im Evangelium das Bild eines Königs, der von seinen Dienern Rechenschaft fordert.

Bilder und Sprache können freilich nur analog verstanden werden. Was meint das? Analogie meint, dass es gleichzeitig Ähnlichkeit und Unähnlichkeit gibt. Wer heute „König“ hört, der denkt vielleicht an die verbliebenen Königshäuser, von denen uns Klatschpresse und Fernsehen berichten. Darum kann es offenkundig nicht gehen. Es geht nicht um Prunk oder Ansehen. Jesus ist der König mit der Dornenkrone, der als Verurteilter am Kreuz stirbt. Aber das Bild vom König ist dennoch verständlich. Es sagt: Es geht um etwas Übergeordnetes. Der König wird nicht von den Menschen gewählt, er hängt nicht ab von Moden und Meinungen. Und so spricht das Bild vom Christuskönig auch von seinem Anspruch, der über allen Ansprüchen und Sprüchen dieser Welt steht.

An den Werktagen der vergangenen Wochen wurden Abschnitte aus dem Makkabäerbuch gelesen. In diesem Buch aus dem Alten Testament geht es um die Frage, inwieweit man sich Zeitgeist und Mode anpassen kann. Oder wo der Glaube an den einen Gott Grenzen und Gebote setzt.

Heute werden solche Fragen bis hinein in unsere Kirche diskutiert. Ist das Lebensrecht unantastbar? Was verstehen wir unter Ehe und Familie? Was bedeuten die Fragen, die Jesus im Evangelium als entscheidend nennt, um in den Himmel zu kommen: Wie wir mit den Armen, Kranken und Ausgestoßenen umgegangen sind…?

In vielen Fragen haben wir uns angewöhnt, dass wir „Zuständigkeitsbereiche“ unterscheiden: Hier ist der Staat zuständig? Hier die Kirche? Hier entscheide ich selbst…? Wenn wir heute das Christkönigsfest feiern, dann erhebt dieser Titel „König“, den wir Christus geben einen umfassenden Anspruch. „Alles soll ihm unterworfen“ sein, schreibt der Apostel Paulus in seinem Korintherbrief. Keinen Bereich meines Lebens soll es geben, den wir nicht von Christus ansehen, berühren und prägen lassen. Glauben wir das? Leben wir das? Freilich bleiben wir dahinter zurück, aber der Anspruch bleibt, wenn wir heute singen: „Christus König alle Zeit“. Ansonsten ist es eine Floskel. Doch allein er macht uns frei. Allein er kann uns glücklich machen in Zeit und Ewigkeit. Amen.

26.11.2023, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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