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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 2. Fastensonntag B

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, die Geschichte unseres Glaubens beginnt mit Abraham, den die Schrift „Vater der Glaubenden“ nennt. An seiner Person wird eine entscheidende Wende greifbar: Von der Vielzahl verschiedener Götter hin zu dem einen Gott; von der Opfergabe an die Gottheit, damit diese besänftigt ist und mir eine Gabe gewährt, hin zu dem ganz und gar Vertrauen, hin zur Lebensgemeinschaft mit Gott. Abraham ringt sogar am Jabok mit Gott, und der zeigt sich als ansprechbar und wird sich später als der „Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs“ bezeichnen.

Und doch scheint uns in der Ersten Lesung die alte Logik zu begegnen: Gott verlangt ein Opfer. Bereitwillig nimmt Abraham seinen einzigen Sohn Isaak, der ihm noch im Alter geschenkt worden war, mit auf den Berg Morija, um ihn zu opfern. Moderne Aufregung und Empörung ist dennoch fehl am Platz, denn diese Erzählung hat ja als eigentliche Aussage, dass Gott gerade nicht die Opferung des Isaak verlangt.

Für die Zeitgenossen damals waren die Vorstellungen von Schlachtopfern vertraut, uns sind sie fremd. Doch was wird hier ausgedrückt? In radikaler Weise will das Opfer ausdrücken: Das Leben ist nicht unser Besitz. Es ist von Gott gegeben, und er kann es auch wieder nehmen. Wir sind sein Eigentum, seine Geschöpfe. Doch das bedeutet keine Willkür. Und genau darum geht es. An Abraham soll beispielhaft sichtbar werden: Wer Gott ganz und gar vertraut, der findet das Leben, dem wird „Segen in Fülle zu teil“, dessen Nachkommen werden „zahlreich wie die Sterne am Himmel“.

Nun können wir fragen, wie wir – in unserer bescheidenen Weise – dieses Gottvertrauen ausdrücken können. Schlachtopfer sind uns ja fremd. Jesus hat sie abgeschafft. Ich möchte fragen: Was ist uns kostbar? Was können wir Gott geben, ihm, der doch eigentlich keiner Gabe bedarf, weil er allmächtig ist? Es kann letztlich nur die Gabe unserer selbst sein. Gott sehnt sich danach, dass ich ihm mein Leben schenke.

Aber ist das nicht unmöglich? Wer vermag sich ganz zu verschenken, ohne sein Leben zu verlieren? Eben darum geht es auf dem Berg Morija. Und darum geht auch Jesus mit seinen Jüngern auf den Berg der Verklärung. Es braucht das Hinausgehen auf dem Gewohnten. Als Christen haben wir eigentlich ein wöchentliches Opfer, das uns aus dem Werktag, aus der Geschäftigkeit, aus der Glauben, alles schaffen zu können, erhebt. Es ist die Zeit, die wir am Sonntag dem Herrn schenken. Denn was gibt es Kostbareres als unsere Lebenszeit?

Vor genau 1700 Jahren, am 3. März 321, führte der römische Kaiser Konstantin die gesetzliche Sonntagsruhe ein. Nicht nur, aber auch um der Christen in seinem Reich willen. Die Menschen arbeiteten nicht, Geschäfte und Behörden hatten zu schließen. Einzig für die Landwirtschaft gab es bestimmte, witterungsbedingte Ausnahmen. Was für ein Geschenk: der Sonntag als Ruhetag!

Könnte das nicht auch unser Opfer sein, dass wir Aufgaben liegen lassen und zur Ruhe kommen, dass wir Zeit mit der Familie verbringen und dass wir Gott Zeit schenken, indem wir die heilige Messe mitfeiern. Die Woche hat 168 Stunden, eine davon können wir doch dem Herrn schenken! Schließlich feiern wir in der Sonntagsmesse, dass er sich uns geschenkt hat. Daran erinnert der heilige Paulus: Gott hat „seinen eigenen Sohn für uns alle hingegeben“. Christus hat sich geopfert, er ist am Kreuz gestorben und er ist auferstanden. Das feiern wir Sonntag für Sonntag in der heiligen Messe. Weil wir aus seinem Opfer leben. Amen.

28.02.2021, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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