"Auch wenn es für uns als Pfarreiengemeinschaft ein trauriger Anlass ist, möchten wir ihn doch in Würde begehen", betont Dr. Eugen Daigeler, Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Stadtlaurigen, zu der neben weiteren Kirchengemeinden auch Altenmünster gehört. Es solle ein Zeichen der Dankbarkeit sein für die Gebete und Gottesdienste, die es in der Kirche des Pilgerhofs gab.
Patron Liborius Wagner
Es gelte auch für das Wirken der Seelsorger dort zu danken und zu bekräftigen, dass in der Pfarreiengemeinschaft, die sich als Patron den Seligen Liborius Wagner gewählt hat, dessen Andenken in seinem Wirkungsort weiter gepflegt wird. So wird auch der Erlös der Kollekte bei diesem Gottesdienst für die Gestaltung eines "Liborius-Wagner-Weges" verwendet.
"Die einzigartige Scheunenkirche mit dem freigelegten Dachstuhlgebälk und den Tragbalken der Decke hatte eine besondere Atmosphäre", sagt Eugen Daigeler. Sie wurde von der katholischen Kirchengemeinde im Ort besonders gerne zur Christmette aufgesucht, in Erinnerung an den "Stall von Bethlehem". Daigeler hält es für bemerkenswert, dass mit Liborius Wagner ein Weltpriester 1974 seliggesprochen wurde, "der die täglichen Sorgen und Freuden als Pfarrer hier vor Ort erlebt hat".
Der Pilgerhof wurde vom damaligen Altenmünsterer Ortspfarrer Wolfram Tretter unter großer Förderung durch den Bischof von Würzburg Paul-Werner Scheele gegründet. Er diente nicht nur der Bewirtung der Pilger, sondern erschloss besonders durch Führungen für die Gäste das Wirken und Leben des Seligen. Als hauswirtschaftliche Leiterin führte Veronika Schuler für mehr als 25 Jahre diese diözesane Einrichtung.
"Die zahlreichen Gebäude der Diözese Würzburg kann man nicht auf die Zukunft erhalten", räumt Pfarrer Eugen Daigeler ein, obwohl ihn die Aufgabe des Pilgerhofs schmerzt. Durch viel Eigenleistung haben auch die nur wenigen katholischen Familien im Ort 1990 zu seiner Errichtung beigetragen. Eine private Initiative hatte rund 800 Unterschriften von Einwohnern der Region gesammelt, die dem Bischof in Würzburg übermittelt worden war und sich für den Erhalt des Pilgerhofs aussprach.
Aufbrechen des Reliquiengrabes
Im Auftrag des Bischof Franz Jung wird Domkapitular Christoph Warmuth, in dessen Zuständigkeit die kirchlichen Bildungshäuser fallen, die Profanierung im Rahmen einer Heiligen Messe vornehmen. Durch das Aufbrechen des Reliquiengrabes im Altar und die Herausnahme der Heiligenreliquien, darunter auch einige des Seligen Liborius Wagner, ist der Altar entweiht. Danach wird das Allerheiligste und die Statue des Märtyrerpriesters Liborius Wagner in einer feierlichen Prozession in die Altenmünsterer Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt übertragen.
Schwangere Muttergottes
Die Orgel wird in Zukunft in der Ballingshäuser Pfarrkirche erklingen und die Muttergottesstatue, eine Leihgabe der Diözese Würzburg, wird zurückgegeben. Das 3,5 auf zwei Meter große Bild, das die schwangere Muttergottes zeigt, gehört der Familie von Wolfram Tretter. Die 14 Bilder der Kreuzwegstationen könnten eine Kirche der norwegischen Diaspora ausstatten und wegen der Kirchenbänke führen Mitglieder des Rumänienarbeitskreises der Stadtlauringer Kolpingsfamilie Gespräche mit Kirchenvertretern in diesem südosteuropäischen Land. Der Verbleib von Altarkreuz, Altar und des Tabernakels ist noch nicht geklärt.
In der Pfarrkirche wird Eugen Daigeler nun die monatlichen Gottesdienste in dem Anliegen um geistliche Berufe halten. Am 9. Dezember, dem Todestag von Liborius Wagner, wurde im Pilgerhof immer ein "Priestertag" begangen. Der Gottesdienst dazu wird ab diesem Jahr auch in der Pfarrkirche stattfinden und das sich anschließende Beisammensein wie auch die Zusammenkünfte der Dorfbevölkerung im gemeindlichen Dorfgemeinschaftshaus.
Zur Heiligen Messe anlässlich der Profanierung wird am 29. September um 16 Uhr in die Scheunenkirche des Pilgerhofs eingeladen.
Rita Steger-Frühwacht (Mainpost Online)