„Ist dies Frömmigkeit, gelebter Glaube, Brauchtum, Folklore oder sportlicher Einsatz?", diese Frage stellte Pfarrer Daigeler zu Beginn seiner Predigt im Bittamt. Die Grenze könne hier nicht immer genau gezogen können. Daran zeige sich auch, wie der Glaube den Alltag befruchten und prägen kann. Unser Alltag wird bereichert vom Glauben, wenn wir das Kirchenjahr mitgehen oder auch außerhalb des Kirchengebäudes beten.
Dies gelte es auch in den Diskussionen um das Kreuz im öffentlichen Raum zu bedenken. Natürlich ist für Christen das Kreuz das Zeichen der Erlösung; es ist Hinweis auf den gekreuzigten und auferstandenen Herrn. Es lädt zum Gebet und Glaubensbekenntnis. Gleichzeitig begegnet es im öffentlichen Raum, in Schulen und Amtsgebäuden, auf Friedhöfen, in der Flur und auf Berggipfeln, an Unfallorten oder als Logo auch von nicht-kirchlichen Organisationen wie dem Roten Kreuz. Welche Deutung es hier hat, lässt sich nicht immer exakt sagen. Dies ist ein Zeichen dafür, dass unsere Kultur und unser Land vom christlichen Glauben geprägt wurden.
Dies zu zeigen, ist gut – zu zeigen wofür man steht, woher wir kommen, was uns prägt. Denn unser Gemeinwesen und unsere Kultur besteht nicht nur aus Mehrheitsbeschlüssen der hier und heute lebenden Menschen. Unser Staat setzt Werte und Normen voraus, die er sich nicht selbst geben kann.
So spricht etwa die Bayerische Verfassung davon, dass sie gegeben wurde „angesichts des Trümmerfeldes, zu dem eine Staats- und Gesellschaftsordnung ohne Gott geführt" habe. Es ist wichtig, dass unser Staat und seine Verantwortungsträger immer neu daran erinnert werden, wohin eine Staats- und Gesellschaftsordnung ohne Gott führt, dass Schüler, Lehrer, Richter und Beamte daran erinnert werden. Und es ist wichtig, dass auch Menschen, die neu zu uns kommen, darauf hingewiesen werden, was uns hier geprägt hat und wovon wir uns prägen lassen wollen.
Natürlich besteht die Gefahr, dass das Kreuz zu reinem Brauchtum und zur Folklore abgleitet. Ebenso besteht die Gefahr, dass Wallfahrten völlig losgelöst vom sonstigen kirchlichen Leben stattfinden. Darüber zu klagen, hilft nichts! Vielmehr ist es unsere Aufgabe, unseren Glauben auf einen Leuchter zu stellen. Wir wollen zeigen, wofür wir stehen, woran wir glauben.
Darum gehören „Kult" und „Kultur" nicht nur sprachlich zusammen. Der Glaube lebt aus dem Gottesdienst. Und aus dieser Prägung erhält er seine Lebenskraft, damit er unseren Alltag, unser Leben und die Kultur unseres Landes prägen kann.