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Pfarrei St. Johannes der Täufer Stadtlauringen – Stadtlauringer haben finanziell und körperlich angepackt.

Vermoost, verwittert, verfallen. So beschreibt der ehemalige Kirchenpfleger Edgar Hußlein den Zustand des Kreuzweges hinauf zur Kerlachkapelle in Stadtlauringen – vor der Restaurierung. Denn mithilfe großzügiger Spenden von Privatleuten, Vereinen und einer Firma konnten die 14 Stationen aus Sandstein in den letzten zwei Jahren wieder hergerichtet werden. Von den Gesamtkosten von 80 000 Euro kamen ganze 25 000 Euro aus Spenden, alle zwischen 2000 und 4200 Euro. Den Rest besorgte die Gemeinde mit Zuschüssen des Denkmalschutzes. Immerhin reicht die Geschichte des Kreuzweges laut Restaurierungs-Organisator Hußlein zurück bis ins Jahr 1760. Seitdem ist der Kreuzweg mehrfach saniert worden, nun war es mal wieder dringend an der Zeit, die Kirchenverwaltung brachte das Thema auf die Tagesordnung.

Und die Menschen aus Stadtlauringen halfen nicht nur finanziell, sondern auch mit den eigenen Händen. Während die Stationen von einem professionellen Steinmetzbetrieb aus Bad Königshofen abgebaut, auseinandergenommen und restauriert wurden, erneuerten freiwillige Helfer und das Bauhof-Team unter anderem die Fundamente. Das war dringend nötig, denn die Stationen hatten teilweise schon reichlich Schlagseite.

Ein Kreuz bei den Hühnern

Die steinernen Kreuze oben auf den Stationen waren größtenteils längst abgebrochen. Hußlein machte sich auf die Suche nach den Kreuzen und fand schließlich eines – im Hühnerstall eines Bekannten. Der hatte das Kreuz mal gefunden, als er die Hecke vor der Kerlachkapelle schnitt und mitgenommen. Nun konnte das einzelne Kreuz als Vorlage für den Steinmetz dienen, der neue Kreuze für die restlichen Stationen schuf.

Die tiefe Verbundenheit der Stadtlauringer mit ihrer Kapelle und dem Kreuzweg, das sei der Grund für die großzügigen Spenden, meint Alfons Schneider von der Kolpingsfamilie. Ein Beispiel dafür ist Spender Ludwig Weipert. Er ist im vergangenen Jahr verstorben, sodass nun seine Witwe Hermine Weipert zur Einweihung gekommen ist. Ihr verstorbener Mann habe speziell für die Station Nummer 13 gespendet, erzählt Weipert. „Ich habe mich schon gewundert, die 13 hätte ich mir jetzt nicht ausgesucht.“

Doch Ludwig Weipert hatte einen Grund. Er liebte den Ausblick auf die Gemeinde und die Haßberge, die ihm genau an dieser einen Station so besonders gut gefallen hat. Nummer 13 war dann auch das erste Kunstwerk, das der Steinmetz fertigstellte. „Ich bin dann hin gefahren und habe dem Ludwig ein Foto davon ans Krankenbett gebracht“, erzählt Edgar Hußlein. Eine Geste, über die sich Ludwig Weipert sehr gefreut hat.

Um die einzelnen Kreuzweg-Stationen herum liegt im Übrigen echte Stadtlauringer Geschichte auf dem Boden – in Form der Pflastersteine, mit denen die Kunstwerke eingefasst sind. Denn die Steine sind nicht neu im Baumarkt gekauft, sondern lagen eines Tages vor dem Stadtlauringer Rathaus. „Die stammen aus dem 16. Jahrhundert“, erzählt Hußlein. Bis etwa 1970 hätte das Pflaster im Ortskern gelegen, dann seien die Steine im Zuge einer Renovierung auf einem Acker gelandet. „Wir haben die Steine in wochenlanger Arbeit aus dem Schutt geholt und sortiert, jetzt sind sie noch älter als der Kreuzweg“, lacht Hußlein. Man sieht den Steinen ihr Alter nicht an – und dem Kreuzweg jetzt auch nicht mehr.

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