Im historischen Überblick berichtete er von der Christianisierung des Landes durch König Olav im 11. Jahrhundert. Schon in dieser Zeit kamen mehrere deutsche Priester nach Norwegen. "Das Wirken deutscher Priester war von größter Bedeutung – bis in die jüngste Zeit. Ich würde behaupten, dass man sich den norwegischen Katholizismus ohne diese Priester gar nicht vorstellen könnte", so Stamnestrø. 1537 führte der dänische König die Reformation ein, und bis Anfang des 19. Jahrhunderts war kein Katholizismus mehr im Land zu finden. Erst 1843 wurde das Verbot des Katholizismus aufgehoben.
Mitglieder der ersten Pfarrei in Oslo waren ausschließlich Ausländer, und das blieb bis heute weitgehend so. Vor allem durch die Zuwanderung erhöht sich die Zahl der Katholiken auch in unserer Zeit. Stamnestrø nannte Zahlen für 1922 (etwa 2000), für das Ende des 20. Jahrhunderts (etwa 20 000) und für heute (160 000), letztere Zahl entspricht drei Prozent der Bevölkerung des Landes.
Menschen aus vielen Ländern
Wie die Einwohner konzentrieren sich die Katholiken auch auf die Region Oslo, wo in dem gleichnamigen Bistum 85 Prozent in fünf Pfarreien leben. "Das Land ist riesig." Deshalb seien die weiten Wegstrecken für Priester und Gläubige eine große Herausforderung. Seine Pfarrei Alesund, an der norwegischen Küste zwischen den Städten Bergen und Trondheim gelegen, erstrecke sich über 5000 Quadratkilometer. "Heroisch finde ich Familien – meistens Polen –, die jeden Sonntag, wenn sie zur Messe gehen ,zwei oder drei Stunden mit dem Auto fahren müssen", berichtete er.
Eine weitere Herausforderung für die katholische Kirche in diesem Land sei die Internationalität der Gemeindemitglieder. Seine Pfarrei zählt bei 120 000 Einwohnern fast 5000 Katholiken, die aus 80 verschiedenen Ländern stammen. Sie wanderten vorwiegend aus Polen, Litauen und den Philippinen ein. Norweger finden sich nur ganz wenige darunter: "Ich könnte sie an einer Hand oder vielleicht an zwei Händen zählen." Sprachliche Barrieren, aber auch Unterschiede in der Volksfrömmigkeit sind da zu überwinden. Positiv sei die Vielfalt zu sehen, die durch die verschiedenen Volksgruppen in der Kirche vorhanden sei. Finanziell würden die norwegischen Katholiken sehr von der deutschen Kirche unterstützt.
Ein Blick auf die deutsche Kirche
"Wie schaut ein Norweger die deutsche Kirche an", frage Generalvikar Dr. Ole Martin Stamnestrø zum Abschluss seines Vortrags. Kennzeichen sei die Fröhlichkeit, die auch oft die Volksfrömmigkeit präge. Diese Fröhlichkeit sei anziehend für die Menschen. Deshalb sollte sie im Glaubensleben der Pfarreien eine stärkere Rolle spielen. Zudem sollte die deutsche Kirche nicht zu sehr auf eine nationale Kirche reduziert werden, sondern das Universale, das Katholische sei neu zu entdecken, meinte Stamnestrø.
Fragen der Zuhörer mit Blick auf Norwegen betrafen die Evangelisierung durch moderne Medien, das Verhältnis der katholischen und evangelischen Christen zueinander, den Religionsunterricht in den Schulen und die Altersstruktur der Katholiken. Der Generalvikar betonte, dass der Einsatz moderner Medien noch ausbaufähig sei. Das Verhältnis der beiden Konfessionen sei als gut zu bezeichnen und der Religionsunterricht in den Schulen gebe lediglich Informationen zu den verschiedenen Weltreligionen. Der Altersdurchschnitt der Katholiken liegt etwa bei 35 Jahren, durch die Zuwanderung jüngerer Leute in das Land.
Die im Vortrag gezeigten Bilder ließen die Besucher über die Zahl der teilnehmenden Gläubigen staunen.