Auch im ländlichen Raum besitzen viele Menschen keinen Nutzgarten mehr. Die Kenntnisse vom Bezug zwischen Witterungsbedingungen und gedeihlichem Wachstum gehen verloren. Wir graben nicht mehr in der Erde, sondern wühlen in der Tiefkühltruhe. Wir pflücken das Obst nicht mehr selbst - es verfault an den Bäumen –, denn der gut gefüllte Obststand bietet zu jeder Jahreszeit eine Fülle von Früchten aus der ganzen Welt. Obwohl viele das Werden und Vergehen der Natur, das Reifen und Wachsen kaum mehr wahrnehmen, es bleibt wahr: es ist Tatsache, dass die Erde Früchte trägt, aus denen die Menschen dann Lebensmittel herstellen.
Beim Erntedankfest steht der Dank an Gott für die Früchte der Erde zwar im Mittelpunkt - was durch die eindrucksvoll geschmückten Altäre mit heimischen Früchten und Blumen sichtbar wird -, doch damit verbunden ist auch der Dank an die Menschen, die für die Herstellung der Lebensmittel verantwortlich Sorge tragen. Es gehört aber auch unweigerlich das Nachdenken über eine gerechte Verteilung der Gaben der Schöpfung mit dazu und wie ich als Christ meinen persönlichen Beitrag mit meiner Lebenshaltung leisten kann.
Doch unser Dank reicht noch weiter: Danken können wir für alles, was die Schöpfung bereitstellt, damit Menschen in Industrie, Handwerk, in Handel und Gewerbe Mittel zum Leben herstellen.
Danken können wir für alle Ernten des Lebens: Für alles, was gelungen ist in unserem Beruf. Für alle Bewahrung vor Gefahr. Für alle Heilung, für alle Unterstützung in Krankheit und Trauer. Danken können wir für alle Menschen, die uns begleiten und Freude und Leid mit uns teilen.
Jeder von uns hat Vieles, wofür er dankbar sein kann. Das Erntedankfest gibt uns die Gelegenheit, ganz bewusst darüber nachzudenken, wofür wir Gott dankbar sein dürfen.