Der Begriff Vorösterliche Bußzeit stellt das Ziel, das hohe Osterfest, vor Augen. Darum schauen wir in besonderen Andachtsformen wie dem Kreuzweg dankbar auf das Leiden des Herrn, auf seine Liebe und Opferbereitschaft, die bis zum Kreuzestod ging. Damit untrennbar verknüpft ist das Anliegen der Umkehr und Versöhnung mit Gott. In dieser Zeit sind alle katholischen Christen aufgefordert, im Sakrament der Versöhnung, in der Beichte, persönlich ihr Leben neu auf den Weg Jesu auszurichten und sich seine Vergebung zusprechen zu lassen.
Das Dokument des Zweiten Vatikanischen Konzils über den Gottesdienst Sacrosanctum Concilium (1963) erinnert zusätzlich an das Anliegen der Tauferneuerung. In der frühen Kirche waren die Wochen vor dem Osterfest eine intensive Zeit der Vorbereitung und der Katechese (Glaubenserschließung). Dies betraf zwar zuerst die Taufbewerber, aber auch die übrigen Gläubigen sollten in ihrem Taufbewusstsein gestärkt werden.
Doch weshalb ist das Getauftsein ein so kostbares Gut? Die Taufe bildet die Grundlage des Christseins. Wer getauft wird, wird in Tod und Auferstehung Jesu Christi hineingenommen. So wird ihm Anteil am ewigen Leben Gottes geschenkt. Darum ist die Taufe der Schlüssel zu einer unauflöslichen Bindung an Gott. Damit diese Beziehung nicht nur eine Feststellung ist, sondern lebendig bleibt, braucht es – wie in jeder zwischenmenschlichen Partnerschaft – mein immer neues „Ja". In kleiner Form geschieht das jedes Mal, wenn ich die Kirche betrete und mich mit dem Weihwasser bekreuzige. Ich stelle mich unter das Zeichen Christi, das Kreuz, und bete, dass sein Segen und seine Nähe mein Leben durchdringen.
Eine weitere Möglichkeit ist das sonntägliche Taufgedächtnis in der Hl. Messe. In der Fasten- und Osterzeit werden wir so die Messfeier eröffnen, dass wir mit Weihwasser besprengt werden und ein Taufbekenntnislied singen. Schließlich ist die Beichte ein Sakrament der Tauferneuerung, denn wir werden durch die vergebende Liebe Gottes in die ursprüngliche und ungetrübte Beziehung zu ihm versetzt („Stand der heiligmachenden Gnade"), wie sie in der Taufe grundgelegt ist.
Ich wünsche Ihnen eine fruchtbare Vorbereitungszeit auf das Osterfest.
Gott segne Sie, Ihr Pfarradministrator Dr. Eugen Daigeler.