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Pfarreiengemeinschaft Liborius Wagner Markt Stadtlauringen – Liebe Schwestern und Brüder, eine Mutter ist mit einem oder mehreren Kindern spazieren; vielleicht gehen sie zum Kindergarten oder auf einen Spielplatz. Das Kind an der Hand seiner Mutter sieht immer wieder etwas Neues und Interessantes auf seinem Weg. Da geht es selten schnell voran, da gilt es Dinge genauer zu inspizieren und Fragen zu stellen: Was ist das? Warum ist das so? … Diese Erschließung der Welt erfordert Zeit und – wohl auch – Geduld der Mutter.

Eine andere Beobachtung: Wir leben in einer Zeit, in der Effizienz großgeschrieben wird. Das heißt, in möglichst kurzer Zeit will man möglichst viel leisten oder erreichen. „Zeit ist Geld". Man sieht zahlreiche Menschen, die auf dem Weg von einem zum nächsten Termin oder in der Freizeit ihre Augen stets auf ein Smartphone gerichtet haben. Mit dem Anliegen, mehr zu sehen und zu hören, geht aber oft ein Weniger an Wahrnehmung und Durchdringen der Wirklichkeit einher.

Die Spannung zwischen diesen unterschiedlichen Beobachtungen berührt die Schwierigkeit vieler Menschen, zum Glauben vorzudringen. Die adventlichen Tage und das Weihnachtsfest richten den Blick auf die Menschwerdung Gottes in seinem Sohn Jesus Christus. Gott „zaubert" sich nicht in diese Welt; er ist keine Erscheinung, die aufstrahlt und dann wieder verpufft. Er geht einen bescheideneren, ja mühsameren Weg. Jesus wird geboren – wie jeder von uns – von einer Frau; er vertraut sich den Armen seiner Mutter Maria und der väterlichen Sorge des heiligen Josef an. Er, obgleich er das fleischgewordene Wort Gottes ist, lernt das Sprechen in der Familie. Er teilt dort alles, was zum Familienleben gehört: Freud und Leid, das gemeinsame Gebet, die Sorge um das tägliche Brot... Ja, der Heiland arbeitet mit seinen eigenen Händen. Viele Jahre lebt er in der Verborgenheit des Städtchens Nazareth bis seine Zeit gekommen ist, bis er – die Tradition sagt mit 30 Jahren – in Israel auftritt, das Reich Gottes zu verkünden.

Auch der Glaube braucht Zeit, weil er wie alles Lebendige wachsen muss – und Wachstum benötigt Zeit. Wir können heute in Glashäusern mit Hilfe von künstlichem Licht und Dünger Pflanzen rasch für den schnellen Verzehr heranzüchten. Doch ein Baum, der tief verwurzelt manchem Sturm trotzen kann, dessen weite Krone Schatten spendet, dessen Früchte wohl schmecken, braucht Zeit zum Wachsen. So auch mein Glaube, meine Jesus-Freundschaft. Lassen wir uns nicht von der Mühe abschrecken, die es kostet, bis diese lebendige Beziehung zu Gott aufgebaut ist. Wenden wir die Zeit auf, die es braucht diese kostbare Freundschaft zu pflegen im Gebet, im Gottesdienst, in der Auseinandersetzung mit der Heiligen Schrift und mit dem Glaubensgut der Kirche. Es lohnt sich!

Damit wir uns auf diesen Weg trauen, ist Gott uns entgegen gekommen in Jesus Christus. Diese Frohe Botschaft wird uns in diesen Tagen neu verkündet; dieser Freude sind die kommenden Weihnachtsfeiertage gewidmet; der wunderbaren Haltung der Vorfreude ist die Adventszeit geweiht. Dass Sie dies erfahren dürfen, wünsche ich Ihnen. Nehmen wir uns auch im neuen Jahr jeden Tag Zeit für Gott!

Mit der herzlichen Einladung zur Mitfeier unserer Gottesdienste und den besten Wünschen für ein gnadenreiches Weihnachtsfest und für das neue Jahr 2017 grüße ich Sie,
Ihr Pfarradministrator Dr. Eugen Daigeler

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