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Pfarreiengemeinschaft Liborius Wagner Markt Stadtlauringen – Liebe Mitglieder unserer Pfarreiengemeinschaft, liebe Schwestern und Brüder im Herrn, literarisch ist unter den Evangelisten Lukas, dessen Botschaft wir in dieser Osternacht hören, wohl der begabteste gewesen. Sein Evangelium und seine Apostelgeschichte veranschaulichen und deuten uns das Gesehene und Gehörte. Und das ist nicht einfach. Wie soll man über ein nie da gewesenes Ereignis schreiben? Wie passende Worte finden für die Auferstehung von den Toten?

Die Liturgie der Osternacht greift dafür zunächst auf zwei Urerzählungen des Alten Testaments zurück: die Erschaffung der Welt und die Befreiung des Volkes Israels am Roten Meer. Beide Lesungen sprechen vom Sieg des Lebens über den Tod. Aus dem Dunkel schafft Gott Licht, aus dem Nichts ruft er die Welt und alles auf ihr ins Dasein. Sein Ruf an den Menschen ist ein Ruf ins Leben.

Am Schilfmeer ringt das Leben mit dem Tod. Diesen Streit verkörpert auf der einen Seite der Pharao, der sich selbst zum Herrn über Leben und Tod aufspielt, und auf der anderen Seite Gott, der sich nur in Zeichen offenbart: Feuer und Wolkensäule, sein Knecht Mose und schließlich der Weg aus der Ausweglosigkeit – durch das Meer – in eine neue Heimat. Das Leben hat gesiegt.

Dennoch bergen diese Urerzählungen die Gefahr, dass wir sie in den Bereich der Märchen einordnen. Natürlich ist die Schöpfungserzählung nicht einfach als naturwissenschaftlicher Bericht zu lesen, diesen Anspruch erhebt sie auch nicht. Sie spricht aber Wahrheit über die Welt und den Menschen aus: Die Schöpfung ist von Gott gewollt und „gut gemacht"; sie ist geordnet, sodass sich Leben entfalten kann; und der Mensch ist Gottfähig, er ist angesprochen von Gott und erst, wenn er Gott antwortet, entfaltet er sein volles Menschsein.

Das Buch Exodus übermitteln in Form einer Erzählung ein historisches Ereignis. Das Volk hat die Erfahrung der Befreiung gemacht: Befreiung aus der Sklaverei, Befreiung aus einer Situation, in der sie keinen Ausweg mehr erkennen konnten. Natürlich wird uns dies literarisch dargestellt. Wir kennen das aus unserem eigenen Erleben. Etwas ganz Außergewöhnliches, etwas unerhört Gutes oder Frohmachendes wurde mir geschenkt, wie soll ich davon einem anderen erzählen? Selbst die schönsten Worte fassen oft nur bruchstückhaft das Erfahrene. Dennoch versuchen wir es, schließlich sollen auch andere sich mit mir freuen dürfen. Darum erzählt das Volk Israel bis heute von der Großtat Gottes, der sein Volk errettet hat.

Zurück zu Lukas. Er nimmt uns mit auf den Weg zum Grab Jesu. Aus dem Blickwinkel der Frauen, die Jesus unter dem Kreuz und nun über den Tod hinaus die Treue gehalten haben, erzählt der Evangelist. Was sehen sie? Das leere Grab; den Leichnam Jesu, den sie vor dem Feiertag bestattet hatten, finden sie nicht. Wie sollen sie das verstehen? Zwei Engel helfen ihnen bei der Deutung. Zunächst mit einer Frage: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?" Ihr müsst dieses Ereignis mit einem neuen Blick anschauen! Die Boten erinnern an die Worte Jesu, an die Worte Gottes aus der Heiligen Schrift, welche das Lebens- und Leidensschicksal Jesu vorausverkündet hatten. Dieselben, bekannten Worte ergeben nun einen neuen unerhörten Sinn: Das Leben wurde in der Hingabe gewonnen. Jesus lebt. Er hat sterbend den Tod besiegt.

„Geschwätz", so tun die Jünger das Zeugnis der Frauen ab. Das kann nicht sein. Wie oft ist diese Antwort zu hören, wenn es um den Glauben an den Auferstandenen geht. Wie kann etwas nicht da Gewesenes geschehen? Wie soll aus der Ausweglosigkeit des Grabes, in welches das Weizenkorn gelegt wurde, neues, größeres Leben sprießen?

Die Osternacht ruft uns das Zeugnis der Frauen, vermittelt durch das Evangelium des Lukas in Erinnerung. Nie darf das in der Kirche in Vergessenheit geraten. „Mors et vita duello...", singen wir in der Ostersequenz: „Tod und Leben, die kämpften unbegreiflichen Zweikampf; des Lebens Fürst, der starb, herrscht lebend nun." Dafür haben wir Zeugen, dafür sind wir Zeugen: Jesus lebt.

Gott segne Sie, Ihr Pfarradministrator Dr. Eugen Daigeler

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