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Pfarreiengemeinschaft Liborius Wagner Markt Stadtlauringen – Normalerweise gehe ich am Abend des 14.08. los und streife durch Feld und Flur, um Blumen und Kräuter für meinen Würzbüschel zu sammeln. Ich komme nach einer Stunde zurück – den Arm voller Schätze aus der Natur, die nach der Segnung im Gottesdienst an Mariä Himmelfahrt einen festen Platz in meinem Arbeitszimmer haben und mich ein ganzes Jahr lang erfreuen.

Aber in diesem Jahr ist alles anders – die Getreidefelder Anfang August bereits abgeerntet, das Gras auf den Wiesen verdorrt, ja sogar an den Rändern der Wassergräben ist längst alles verwelkt und abgeblüht. Schon lange vor Mariä Himmelfahrt mache ich mir Gedanken über die Zusammenstellung meines Kräuterstraußes. Ich hadere mit mir selbst, ob ich nicht vorsorglich während meiner vielen Dienstfahrten die eine oder andere Pflanze mit nach Hause nehmen soll …

Montag und Dienstag lassen mir keine Zeit für einen ausgedehnten Flurgang, so dass ich mich am Sonntagnachmittag auf den Weg mache, um meinen Würzbüschel zu schneiden. Diese Dürre! Diese Trockenheit – und doch: wie groß die Hagebutten und die Schlehen in diesem Jahr sind. Wie voll die Apfel- und Zwetschgenbäume hängen. Auf den ersten Blick sehen wir oft nur den Mangel und nicht wie viel Gutes im Stillen wächst und geschieht. Ich bin schon nach kurzer Zeit erstaunt, wie viele Pflanzen sich bei genauem Hinsehen finden lassen: einzelne Getreidehalme, die das tägliche Brot repräsentieren, ebenso wie längst abgeblüht geglaubtes Mädesüß und Labkraut mit ihren honigsüßen Düften. Auch wilde Malve, Schafgarbe und Johanniskraut sind zu finden, Rainfarn und Goldrute, Wermut und Blutströpfchen, Kamille, Odermennig, Königskerze, Taubnessel und Sonnenblumen. Mein Weihbüschel wird genauso umfangreich wie in den vergangenen Jahren.

Der Rückweg in der Hitze ist anstrengend, die Blumen hängen die Köpfe – sie ahnen nicht, dass sie Schatten und Wasser in Fülle erwartet, wenn wir erst zu Hause sind. Da muss ich lachen. Genau das habe ich heute Morgen auch in der Predigt gehört: „Ihr werdet das Leben haben und es in Fülle haben.“ Uns geht es häufig genauso wie den Blumen, wir können nicht glauben, was Gott uns zugesagt hat. Wir können nicht wissen, ob seine Verheißungen wahr sind. Wir können nur vertrauen.

Das Fest Mariä Himmelfahrt richtet unseren Blick auf Maria. Sie ist uns Vorbild im Glauben und zeigt uns immer wieder, dass wir auf Gott vertrauen dürfen. Wir dürfen seiner Verheißung glauben: „Ihr werdet das Leben haben und es in Fülle haben.“

 

Monika Erhard

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