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Pfarrei St. Johannes der Täufer Stadtlauringen – Die Marktgemeinde hat sich herausgeputzt. In vielen Fenstern hängen Fahnen, in Weiß-gelb, den Farben des Vatikan. An vier Häusern sind Altäre aufgestellt, geschmückt mit Blumen und davor zum Teil Blumenteppiche. In den katholischen Gemeinden Bayerns wird das Fronleichnamsfest gefeiert.Ein besonderer Gast ist diesmal in Stadtlauringen dabei: Generalvikar Ole Martin Stamnestro aus Trondheim. Er ist der Pfarreiengemeinschaft Liborius Wagner verbunden, diese hatte im Vorjahr einen Kirchenneubau mit einer Kollekte unterstützt. Da in Norwegen Fronleichnam kein Feiertag ist, wollte der Gast aus Skandinavien einmal eine fränkische Prozession erleben.

Augustinernonne hatte eine Vision

Das kirchliche „Hochfest des Leibes und Blutes Christi" erinnert an das letzte Abendmahl, das Jesus mit seinen Jüngern gefeiert hat und das in jeder Eucharistiefeier lebendig wird. Entstanden ist das Fest im 13. Jahrhundert nach einer Vision der Augustinernonne Juliana von Lüttich. Papst Urban IV. erklärte es im Jahr 1264 zum allgemeinen kirchlichen Fest, und 1317 wurde das Fest unter Papst Johannes XXII. endgültig weltweit angeordnet.

Schnell entwickelten sich auch die damit verbundenen Prozessionen. Die Gläubigen begleiten die von einem Priester oder Diakon getragene Monstranz singend und betend durch die Straßen. In der Monstranz, einem kostbaren liturgischen Schaugerät, befindet sich eine konsekrierte Hostie, sozusagen „Leib des Herrn". Davon hat das Fest auch seinen Namen, der aus dem Mittelhochdeutschen kommt: „Vron" steht für Herr, „lichnam" für Leib. Heute symbolisiert die Prozession das wandernde Gottesvolk, dessen Mitte Christus, das „Brot des Lebens", ist.

Martin Luther lehnte das Fronleichnamsfest ab

Evangelische Christen feiern dieses Fest nicht, sie haben ein anderes Abendmahlverständnis. Martin Luther lehnte es gar als das „allerschädlichstes Jahresfest" ab. So bekam die Fronleichnamsprozession nach der Reformation auch einen kämpferischen Charakter. Katholiken demonstrierten damit ihre Glaubensüberzeugung gegenüber Protestanten. Das hat sich bei uns inzwischen verloren, aber wie ist das anderswo?

Zum Beispiel in Norwegen. Ole Martin Stamnestro ist Generalvikar der Prälatur Trondheim, was in etwa unseren Diözesen entspricht. Und er ist ein Studienfreund des Ortspfarrers Eugen Daigeler. Beide haben zusammen in München promoviert. 2012 wurde Stamnestro zum Priester geweiht, seit August 2015 ist er in der Prälatur Trondheim Generalvikar.

Das Gebiet der Prälatur in Mittelnorwegen sei fast so groß wie Bayern, allerdings wesentlich dünner besiedelt. Von den rund 688 000 Einwohnern (Bayern hat über 12 Millionen) seien nur 1,4 Prozent Katholiken, in Bayern sind es immer noch über die Hälfte.

Die Prälatur besteht aus den fünf Pfarreien Trondheim, Kristiansund, Levanger, Molde und Alesund. Jeder Priester der Prälatur betreue 1600 Katholiken, erzählt Stamnestro.

„Ein bayerischer Importschlager"

Eine Fronleichnamsprozession gab es dort lange nicht. Vor fünf Jahren erst hat sie der damalige Neupriester Stamnestro in seiner Pfarrei AAlesund eingeführt. „Ein bayerischer Importschlager", meint er schmunzelnd, denn die bayerischen Katholiken seien ja in der ganzen Welt bekannt für ihre festlichen und fröhlichen Feiern.

In seiner Heimat Norwegen hat Stamnestro bereits am Sonntag Fronleichnam gefeiert. 400 bis 500 Gläubige kamen zur Prozession. Von den Katholiken in seiner Pfarrei sind 70 Prozent Polen. Der norwegische Katholizismus lebe vor allem durch Einwanderer.

„In den 1980er-Jahren hatte die Pfarrei 100 Katholiken, 2012 bereits über 2000 und heute sind es 4300", erzählt der Priester. In den 1980er-Jahren kamen sie vor allem aus Lateinamerika, heute aus Polen, Eritrea, Somalia – schlicht, aus der halben Welt. „Wir haben 75 verschiedene Nationalitäten in der Pfarrei", sagt Stamnestro.

Und so werden auch die Messen mal auf Norwegisch, mal auf Polnisch, in Latein oder in anderen Sprachen gefeiert. Zum Teil reisen die Priester dazu aus Oslo an. Seine Priester müssten oft zwei Stunden in die einzelnen Filialkirchen fahren, um am Wochenende Eucharistie zu feiern.

Das größte Problem ist die Kommunikation

Die Pfarrei AAlesund erstreckt sich von der Küste Norwegens bis in dessen Mitte. Stamnestro braucht mit dem Auto fünf Stunden, um von einem Ende des Pfarrgebietes ans andere zu kommen. Das größte Problem in seinem Amtsbereich aber sei die Kommunikation, denn es gebe keine gemeinsame Sprache bei 75 Nationalitäten. In den Gottesdiensten, so der Priester, sei dies nicht so gravierend, denn die Riten tragen auch durch die Feier, wenn man nicht jedes Wort verstehe. Im Gemeindeleben dagegen seien die Sprachbarrieren schon ein Problem.

Stamnestro setzt hier auf die Polen. Sie seien „jung und energisch" und machten viel für die Kirche. Und sie sorgten für eine junge Kirche, der Altersdurchschnitt in seiner Pfarreien liege bei rund 31 Jahren, erzählt der Generalvikar.

Ein weiterer Unterschied zur deutschen Kirche besteht bei den Gottesdienstbesuchern und den im Gemeindeleben Engagierten. „Das sind vor allem Männer", sagt Stamnestro. Denn bei den Polen müssten die Frauen noch zuhause bei den Kindern bleiben.

In einem aber sind die deutsche und die norwegische Kirche wieder gleich. „Wir leiden auch an Priestermangel", sagt Generalvikar Stamnestro und hofft hier auf „viele Berufungen" bei seinen polnischen Katholiken.

 

Ursula Lux, Mainpost.

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