Für Manfred Hauck war es wichtig, dem Glauben ein Gesicht zu geben, das auch in der praktischen Hilfe seinen Ausdruck findet. Für ihn ist die Verkündigung des Evangeliums das Vorrangige, aber ebenso gehören die „leiblichen Werke" der Barmherzigkeit für den Mitmenschen zur unverzichtbaren Komponenten des priesterlichen Dienstes.
Ganz praktisch konnte der heute 75-Jährige Glaubensverkündigung und tätige Nächstenliebe bei einem neunjährigen Aufenthalt in Brasilien umsetzen. „Schon bei meiner Priesterweihe 1982 kam mir der Gedanke, für einige Jahre in die Mission zu gehen", erinnert er sich. 1985 ließ er sich von seiner Heimatdiözese Freiburg freistellen und ging in die Urwaldregion des Amazonas. Im Bundesstaat Acre arbeitete er dort mit deutschen Paters der Missionsgesellschaft vom Heiligen Geist und Franziskanerschwestern. In den abgelegenen Gebieten des Regenwaldes leistete er den Menschen, meist Gummizapfern, pastorale Dienste wie Beichte hören, Taufen und Eheschließungen sowie Eucharistiefeiern.
Ganz praktische Hilfe haben hier Ordensleute für die Menschen durch den Aufbau eines Sägewerks, einer Schreinerei und einer Ziegelei sowie den Bau von Brücken in vorausgegangenen Jahrzehnten geleistet. Der Maristen-Orden begann mit dem Bau von Schulen, die später in staatliche Hände überführt wurden. Ein weiterer Schwerpunkt waren die Einrichtungen für das Gesundheitswesen, darunter auch ein Krankenhaus, das heute unter kommunaler Verwaltung steht. Für Manfred Hauck war seine Berufserfahrung von großem Vorteil, wenn es um praktische Dinge ging. So entwarf er Baupläne von Kirchen, Kapellen oder Pfarrhäusern.
Nach der Volksschule machte er eine Schlosserlehre und bildete sich in seinen Gesellenjahren zu einem Formenbauer für Aluminiumguss weiter. Aufgewachsen ist er in einer Bauernfamilie in Külsheim mit drei Geschwistern. „Von klein auf habe ich, wie jeder Bub, in der Landwirtschaft mithelfen müssen", berichtet er. In Zeiten der Ernte war es üblich, dass die Kinder des Dorfes für ein Trinkgeld auch bei Nachbarn mithalfen, wenn diese die Ernte noch nicht eingebracht hatten.
Das Dorfleben war nach dem Zweiten Weltkrieg sehr vom Glauben geprägt und so waren alle Kinder im Pfarreileben eingebunden. „Du solltest es doch mal wagen, dass das nicht ein Weg für dich ist". Das waren seine Überlegungen, als er sich als junger Mann entscheiden musste, den Weg eines „normalen" bürgerlichen Lebens zu gehen, oder etwas anderes zu wagen. Im Alter von 26 Jahren fasste er den Entschluss für einen Neuanfang und schloss mit 31 Jahren das Abendgymnasium für spätberufene Priester erfolgreich ab. Nach dem Studium der Theologie in Freiburg wirkte er als Kaplan und Priester in einigen Pfarreien dieser Erzdiözese.
Zurück aus Brasilien war er ab 1994 als mitarbeitender Priester in Miltenberg eingesetzt. Dort war Benno von Bundschuh Pfarrer, der einige Zeit später nach Stadtlauringen wechselte. Von 2001 bis 2009 war Manfred Hauck Pfarrer in den unterfränkischen Pfarreien Eichenbühl und Heppdiel. Als die Stelle eines Pfarrvikars in Altenmünster, einem Gemeindeteil von Stadtlauringen, frei war, meldete sich Manfred Hauck hierher. „Ich wollte schon immer Landpfarrer werden", da passte diese Stelle gut, bei der es auch Sulzdorf, Fuchsstadt und Ballingshausen mit zu betreuen galt.
„Als Priester im Ruhestand ist man niemals ganz Privatperson", meint er. So hält er weiterhin noch Gottesdienste in den Pfarrgemeinden. Mit dem Eintritt in seinen Ruhestand wurde das Pfarrbüro im Pfarrhaus in Altenmünster aufgelöst. „Aber es läuft in gutem Sinne weiter", versichert er. Allerdings ist er froh, dass ihm nun ein wenig mehr Zeit bleibt zum Lesen, für private Unternehmungen und für den Besuch bei Freunden. Nach nunmehr neun Jahren fühlt sich Manfred Hauck in Altenmünster wohl, wo er mit den Mitbürgern einen freundschaftlichen Umgang pflegt und nach der Renovierung des Pfarrhauses ein schönes Zuhause gefunden hat.
Rita Steger-Frühwacht (Mainpost Online, 13.08.2018)