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Pfarreiengemeinschaft Liborius Wagner Markt Stadtlauringen – Seit einigen Wochen liefen die Vorbereitungen für diesen besonderen Tag in Stadtlauringen: Frauen aus der Gemeinde sorgten für einen besonderen Blumenschmuck, die Mesner legten zahlreiche Sonderstunden in Sakristei und Kirche ein, viele bereiteten sich mit einem eigenen Novenen-Gebet vor. Schließlich war es soweit, gegen 17.15 Uhr erreichte der Reliquienschrein, der zuvor im hessischen Marienwallfahrtsort Dieburg gewesen war, das Schweinfurter Oberland. Vier Männer trugen ihn in die Pfarrkirche St. Johannes, wo die versammelten Gläubigen einen ersten Blick darauf werfen konnten. Auf ihm ist das Ehepaar Louis (1823-1894) und Zelie (1831-1877) Martin abgebildet sowie ihr Heimatort Alencon in der Normandie und der Ort ihrer letzten Ruhe, Lisieux, das vor allem durch ihre heilige Tochter, die Ordensfrau Therese, weltweit bekannt ist. Im Schrein befindet sich mehrere Reliquien, also Knochen, der Heiligen.

Nach der Begrüßung durch den Stadtlauringer Pfarrer Dr. Eugen Daigeler hatte Gemeindereferentin Angela Stein eine kurze Andacht zur Einstimmung in diesen außergewöhnlichen Tag vorbereitet. Die Eltern der heiligen Therese von Lisieux wurden am 18. Oktober 2015 in Rom von Papst Franziskus als erstes Ehepaar in der Kirchengeschichte gemeinsam heilig gesprochen. Vorausgegangen waren zwei wunderbare Heilungen, die medizinisch nicht erklärbar waren. Der Heilige Vater stellte Louis und Zelie als Vorbild und Fürsprecher vor, die ein herausragendes christliches Leben geführt haben. Sie können zeigen, wie eine Familie glücklich werden kann, wenn sie nach dem Willen Gottes und den Weisungen der Kirche lebt. Louis und Zélie schenkten neun Kindern das Leben, von denen vier bereits im Kindesalter verstarben. Das neunte Kind war die spätere Heilige Therese von Lisieux, die in das Karmelitinnenkloster eintrat und dort den "kleinen Weg", einen besonderen Weg der Liebe entdeckte. Alles - auch das Kleinste, das mit Liebe getan wird, ist in Gottes Augen wertvoll und kann zu einem Beitrag zum Heil der Welt werden.

Die Familie Martin pflegte das gemeinsame Gebet und die Mitfeier der Gottesdienste, sie übte Nächstenliebe gegenüber Armen und Kranken. Auch angesichts des frühen Todes von vier Kindern schöpften sie Trost aus dem Glauben. Sie zeigten als Ehepaar ihre gegenseitige Liebe. Der Gedenktag im Kirchenjahr ist der 12. Juli, der Tag vor der Hochzeit, die am 13. Juli 1858 stattfand.

Der Reliquienschrein reist vom 14. -26. Juni 2018 von Lisieux nach Deutschland. Höhepunkt seiner Station in Stadtlauringen war das feierliche Hochamt, das Pfarrer Eugen Daigeler in der mit mehr als 200 Gläubigen gefüllten Kirche zelebrierte. Zuvor hatten Gläubige still am Schrein verharrt und gemeinsam Rosenkranz gebetet. Mit Pfarrer Daigeler am Altar standen Diakon Franz Mahlmeister und Pfarrer Klaus Leist, der auch die Predigt hielt. Er ist in St. Wendel im Saarland tätig und im Vorstand des Theresienwerkes mitverantwortlich für die Organisation der Reliquienreise. Ebenso konzelebrierten P. Michael Jakel OCD aus dem Würzburger Reuererkloster, Pfarrvikar Duc Ninh Nguyen aus Prosselsheim und Pfarrer Josef Kudella aus Herschfeld. Pfarrer Leist sprach in seiner Predigt darüber, wie nahe dieses heilige Ehepaar unserem Leben sei: Zelie und Louis kannten Sorgen und Krankheit, sie kannten aber auch die Kraft des Glaubens, des Gebets und besonders der heiligen Messe, sie kannten die Freude, Kinder zu haben und sie christlich zu erziehen. "Sie sind nicht Heilige, weil sie eine heilige Tochter haben, sondern ihre Tochter Therese hat den Weg zur Heiligkeit gefunden, weil dieser Weg in der Heiligkeit der Ehe ihrer Eltern Louis und Zelie grundgelegt wurde", so Leist in der Homilie.

Nach der Messfeier lud Gemeindereferentin Angela Stein mit Ehemann in einem persönlichen Zeugnis ein, für die eigene Ehe und Familie zu danken und zu beten. Die Ehepaare konnten sich danach einzelnen von den anwesenden Priestern segnen lassen - auch Verwitwete und Alleinstehende empfingen den Segen. Zum persönlichen Gebet war die Kirche bis zum späten Abend geöffnet. Viele verweilten am Schrein der heiligen Eltern, bis um 21.30 Uhr Pfarrer Daigeler zum Nachtgebet lud. Dieses Psalmengebet begleitete Jakob Keller an der Orgel, der auch bei der heiligen Messe spielte. Am Abend hatte auch die Band Regenbogen der Kolpingjugend Kuchen und Getränke als Stärkung für die Gläubigen bereitgestellt.

Abschied nahm der Reliquienschrein nach der Morgenmesse, die am Freitag um 7 Uhr in der Kirche St. Johannes unter reger Teilnahme gefeiert wurde. Sie stand im Licht des Gedenktages des heiligen Thomas Morus, also eines heiligen Ehemanns und Vaters. Von Stadtlauringen wurde der Schrein gegen 9 Uhr unter Glockengeläut weiter nach Regensburg und Augsburg gefahren.

 

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