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Pfarreiengemeinschaft Liborius Wagner Markt Stadtlauringen – Pfarrer Eugen Daigeler wurde im Herbst zum Berater der Deutschen Bischofskonferenz gewählt. Daigeler, promovierter Liturgiewissenschaftler, leitet die Pfarreiengemeinschaft Liborius Wagner Markt Stadtlauringen. In der Pfarreiengemeinschaft leben rund 2300 Katholiken und 1000 evangelische Christen. Traditionell war in einigen Dörfern die Bevölkerung fast nur katholisch, wie in Stadtlauringen und Birnfeld, oder nur evangelisch, wie in Oberlauringen und Wetzhausen. Unweit von Wetzhausen liegt Schloss Craheim, das seit 1968 als Begegnungsstätte durch das Lebenszentrum für die Einheit der Christen genutzt wird.

Frage: Sie sind als Berater in die Liturgiekommission der Deutschen Bischofskonferenz berufen worden, welche Aufgaben sind mit diesem Amt verbunden? Wie hoch ist der zeitliche Aufwand für diese Tätigkeit?

Eugen Daigeler: Naja (schmunzelt), ich bin da einer von mehreren, die die Bischöfe beraten. Da sind Professoren aus der Liturgiewissenschaft und eben auch Pfarrer aus der Seelsorge, die ihre Erfahrung aus Gottesdiensten einbringen sollen. Es geht in der Liturgiekommission um verschiedene Sachen. Da werden zum Beispiel volkssprachliche Texte vorbereitet, wenn ein neuer Heiliger in den Kalender kommt. Es werden zunächst für die Weltkirche lateinische Gebetstexte dazu verfasst. Die müssen dann übersetzt werden. Es geht aber auch um Informationen für die Bischöfe. Da können Tischvorlagen vorbereitet werden, zum Beispiel zu Veränderungen bei der Begräbniskultur. Da gibt es etwa eine Zunahme der Urnenbestattungen, das hat auch etwas mit Liturgie zu tun. Es handelt sich bei unserer Tätigkeit um Zuarbeiten.

Haben Sie Stimmrecht in der Kommission?

Daigeler: Nein, ich nicht. Die neun Bischöfe entscheiden, was die Liturgiekommission der Vollversammlung vorschlägt. Den zeitlichen Aufwand? Muss man sehen, aber die Kommission trifft sich zweimal im Jahr und jedes Mitglied hat beruflich andere Aufgaben in den Bereichen Forschung, Kirchenmusik, Pfarrseelsorge. Auch die Bischöfe sind ja mit der Leitung ihrer Diözese betraut. Tagungsort ist Würzburg, das kommt mir sehr entgegen.

Welche Rolle ordnen Sie der Liturgie in der katholischen Kirche zu?

Daigeler: Liturgie ist unverzichtbar. Unser Glaube basiert auf den Säulen Gottesdienst, der Weitergabe des Glaubens und der Caritas, der tätigen Nächstenliebe. Gottesdienst ohne Nächstenliebe kann es nicht geben, Liturgie will für den Christen ein Auftanken auch für den Dienst am Nächsten sein.

Sie haben mit einer Arbeit über Jugendliturgie 2012 promoviert. Weshalb entschieden Sie sich für diesen Themenbereich der Theologie?

Daigeler: Auf die Idee hat mich mein Doktorvater gebracht. Mehrere Liturgiewissenschaftler haben am Projekt über Reformen des katholischen Gottesdienstes nach dem zweiten Vatikanischen Konzil gearbeitet. Ich habe den Jugendgottesdienst genommen. Es gab zum Beispiel Jazzmessen und Priester, die diese gehalten haben. Es konnten also noch Zeitzeugen befragt werden.

Wie haben Sie selbst als Kind, als Jugendlicher und dann während Ihres Studiums die kirchliche Liturgie erlebt?

Daigeler: In meiner Heimatpfarrei Sankt Bruno Würzburg war ich Ministrant vom Kommunionalter an bis zum Beginn meines Studiums. Da in der Pfarrei auch Augustinerpatres wirkten, konnte ich sehr verschiedene Priester bei Gottesdiensten erleben, aber auch verschiedene Gottesdienstformen, zum Beispiel die Vesper, kennenlernen. Der Dienst am Altar hat mir viel Freude gemacht.

In fast allen katholischen Pfarreien gehen die Besucherzahlen bei den Gottesdiensten zurück. Können Sie eine Erklärung finden, weshalb liturgische Sonderformen wie Wallfahrten oft große Teilnehmerzahlen aufweisen?

Daigeler: Gut, der Vergleich ist vielleicht ein bisschen ungerecht. Ich kann nicht vergleichen, was täglich stattfindet, und was das Außergewöhnliche ist. Es war auch schon früher so, dass vielleicht bei Wallfahrten manche mitgegangen sind, die nicht so oft die Gottesdienste besuchten. Es hat sich das Verständnis von Gottesdienst geändert: Ist Gottesdienst etwas, was wir zur Ehre Gottes tun, oder etwas, wo ich nur etwas für mich herausziehen will? So kann ich bei Wallfahrten Gemeinschaft erleben. Aber der Sonntagsgottesdienst findet regelmäßig statt, weil wir glauben, weil wir Gott loben und seine Gegenwart bezeugen. Somit ist Treue und Beständigkeit ein wichtiges Moment von Gottesdienst.

Sie leiten seit 2013 die Pfarreiengemeinschaft in Stadtlauringen. Welche Möglichkeit sehen Sie, die Liturgie den Gläubigen besser verständlich zu machen?

Daigeler: Es fängt damit an, dass das, was ich im Gottesdienst tue, echt ist, also authentisch. Das gilt für alle, zum Beispiel für Lektoren, Ministranten oder auch den Priester. Das muss nicht Strenge bedeuten. Etwa für den Lektor sollte gelten: Ich darf Gottes Wort vortragen. Gelegentlich erkläre ich auch in der Gottesdienstordnung (Anmerkung der Redaktion: das Mitteilungsblatt der Pfarrei) oder in der Predigt liturgische Handlungen. Heute früh hat mich im Religionsunterricht ein Junge gefragt, warum geben wir uns die Hand im Gottesdienst? Das war für mich eine willkommene Gelegenheit, darüber in der Klasse zu sprechen: So zeigen wir, dass wir Gemeinschaft mit Jesus und untereinander haben.

Welche neuen Liturgieformen könnten Sie sich vorstellen, vor Ort umzusetzen?

Daigeler: Wir haben zum ersten Mal ein Jugendabendgebet gehalten, das stark musikalisch ausgerichtet ist. Getragen hat dies die Kolpingjugend, und wir haben eine eigene Jugendmusikgruppe. Regelmäßig bieten wir Eucharistische Anbetung an. Am Anfang haben einige gedacht, stilles Gebet, geht das? An den Teilnehmern merke ich, dass Gläubige das gut annehmen. Wir haben ja bereits viele besondere Gottesdienste, Andachten und Wallfahrten, auch die Tradition der Bittgänge und die Vierzehnheiligenbruderschaft. Man muss das Rad nicht neu erfinden.

Inwieweit kann die Liturgie dem Ökumene-Gedanken Rechnung tragen und welche liturgische Neuerungen könnten die Gemeinsamkeit von katholischen und evangelischen Christen stärken?

Daigeler: Für Ökumene besteht eine eigene Kommission, es ist ein wichtiges Thema. Vor Ort ist auszuloten, was wir gemeinsam tun können: miteinander beten, miteinander den Glauben bekennen, da gibt es jetzt schon viele Möglichkeiten. Bei uns nutzt die katholische Kirchengemeinde die evangelische Kirche in Oberlauringen, und in Stadtlauringen verhält es sich umgekehrt. Der ökumenische Jugendkreuzweg in der Passionszeit startet in der evangelischen Kirche in Altenmünster und endet in der katholischen Kirche von Stadtlauringen. Es ist beiden Seiten ein Anliegen, aber die terminlichen und personellen Ressourcen sind begrenzt.

Sehen Sie das Lutherjahr 2017 als eine Chance für die Ökumene?

Daigeler: Ich denke, dass es eine gute Gelegenheit ist für eine Besinnung beider Kirchen. Es sollte Anlass für eine gemeinsame Gewissenserforschung sein, wo der Spaltung der Christenheit nicht genug entgegengewirkt wurde. Der Glaube eines jeden Menschen hat immer mit seiner Biografie zu tun. Das hat Einfluss auf die Gestalt. Es geht nicht um eine Art ökumenischen Einheitsbrei. Wichtig ist, den anderen Glauben zu achten und von ihm zu lernen. Auch nach dem Reformationsjubiläum bleiben unterschiedliche Akzente. Dankbar dürfen wir sein für den gemeinsamen Grund unserer Gottesdienste, also Jesus Christus.

 

Eugen Daigeler

Eugen Daigeler (*1979) wuchs in Lengfurt und Würzburg auf. Er studierte von 1998 bis 2003 Katholische Theologie in Wien, Fribourg (Schweiz) und Würzburg. 2005 erhielt er die Priesterweihe in Würzburg. Danach war er bis 2010 Kaplan in Miltenberg und Knetzgau. 2009 erhielt er den Pius-Parsch-Preis der Liturgiewissenschaftlichen Gesellschaft Klosterneuburg, 2011 erfolgte die Promotion zum Dr. theol. durch die Katholisch-Theologische Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seit 1. November 2013 ist Daigeler Pfarradministrator der Pfarreiengemeinschaft Liborius Wagner Markt Stadtlauringen und seit 20. Oktober 2016 Berater der Liturgiekommission der Deutschen Bischofskonferenz.

Veröffentlichungen:

Liturgische Bildung als Weg zur tätigen Teilnahme bei Pius Parsch. Die Seele ist von Natur aus liturgisch (PPSt 5), Würzburg 2006.

Jugendliturgie: ein Beitrag zur Rezeption des Zweiten Vatikanischen Konzils (StPaLi 34), Regensburg 2012.

 

Bischofskonferenz

1848 wurde zum ersten Mal die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) einberufen. In diesem Gremium sind alle Diözesen Deutschlands zusammengeschlossen. Zweimal jährlich tagt die Vollversammlung, der Bischöfe und Weihbischöfe angehören. Aufgaben der DBK sind die Beratung und Koordination der kirchlichen Arbeit, aber auch Stellungnahmen zu gesellschaftlichen Entwicklungen. Für viele Teilbereiche des kirchlichen Lebens sind bischöfliche Kommissionen eingerichtet, so auch die Liturgiekommission. Zu diesen Gremien werden Berater hinzugezogen, deren Tätigkeit Themenbereiche der jeweiligen bischöflichen Kommission tangiert.

 

Mainpost Online, 07.12.2016: Rita Steger-Frühwacht.

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