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Kolpingsfamilie Stadtlauringen - Arbeitskreis Rumänien – Auf den Weg nach Rumänien machten sich diesmal Werner Steinruck, Guido Jäger Anton Zimmer, Josef Schmitt, Armin Roth, Robert Kiesel und Renate Schleyer. Mit dem Segen von Diakon Franz Mahlmeister wurden wir auf die 3.000 km lange Reise geschickt.

In den Fahrzeugen - ein 40-Tonner der Deutschen Post AG, ein umgebautes Feuerwehrauto mit Anhänger und der Gemeindebus - hatten wir wieder Verbandmaterial und Windeln der Fa. Paul Hartmann, Vitamine, Medikamente und Hygieneartikel, sowie 1,7 Tonnen Lebensmittel der Aktion „Eine Sache mehr ...", 5 Tonnen Gemüsekonserven von der Fa. Deppert, Gochsheim, 6,5 Tonnen Kindernahrung der Fa. Hipp, eine Palette Seife und Duschgel, über 100 Fahrräder, Kinderkleidung, Wasch- und Bügelmaschinen, sowie mehrere Betonmischmaschinen und eine komplette Kindergarteneinrichtung geladen. Außerdem 250 „Süße Päckchen". Das sind kleine Tüten mit Süßigkeiten, die zu Nikolaus und Weihnachten an die Kinder verteilt werden. Dank der großzügigen Spendenbereitschaft konnten auch Geldspenden von Privatspendern und der Kolpingsfamilie - insgesamt über 7.000 EUR - übergeben werden.

Die Reise
Die Fahrt über Prag, Bratislava, Budapest und Arad verlief ohne Probleme. Von verstärkten Kontrollen an den Grenzen war nichts zu merken. Besondere Aufmerksamkeit rief unser Fahrradtransporter hervor. Alle haben erstaunt mit den Fingern auf dieses interessante Fahrzeug gedeutet und gewunken. Die Landstraßen in Rumänien sind im Gegensatz zu früher richtig sauber, und es liegt nicht mehr so viel Abfall herum. Man sieht ab und zu kleine, alte Häuschen, die aufgegeben wurden und verfallen, gerade in den kleineren Dörfern. In den größeren Orten gibt es immer wieder mal Neubauten, ein bisschen merkt man den Aufschwung schon. Nach der Ankunft in Deva gegen 20.15 Uhr rumänischer Zeit - in Rumänien muss man die Uhr um eine Stunde vorstellen - wurden wir von den Jugendlichen aus dem Heim mit einem ungarischen Volkstanz begrüßt.

Deva und Cristur
Nachdem wir in Cristur die Sachen für Pfarrer Janos Toth ausgeladen hatten zeigte uns der Gründer der Kinderheime, Franziskanerpater Böjte Csaba, interessante Bilder von den verschiedenen Häusern und erzählte uns von den derzeitigen Gegebenheiten. Inzwischen leben 2.378 Kinder im Alter von 3 bis 18 Jahren in 83 Heimen, davon sind zwei Häuser für Studenten. In den letzten Monaten wurden wieder viele Mütter mit Kindern aufgenommen; sie arbeiten im Kinderheim mit. Es gibt ein Kinderzentrum – die Kinder gehen zur Schule, werden am Nachmittag beaufsichtigt und gehen am Abend nach Hause. Einige kleine Heime haben Pferde und Kühe für Fleisch und Milch. Es gibt auch Gärten und nach der Schule arbeiten die Kinder in der Landwirtschaft und im Garten mit. Zwischen Alba Julia und Cluj-Napoca sind 31 Kinder in 3 Familien untergebracht. Sie backen hier selbst ihr Brot. Auch in Salonta, nahe der ungarischen Grenze, wurde eine alte Kaserne vom Bürgermeister für 50 Jahre übergeben. Hier wurden zwei Wohnungen für zwei Familien eingerichtet. Pater Csaba legt Wert darauf, dass die von seiner Organisation betreuten Kinder das praktische Leben lernen, nicht nur Schulwissen. Sie lernen zum Beispiel mit eigener Hände Arbeit, wie ein Haus gebaut wird. In Sovata wurde ein altes Holzhaus abgebaut und an anderer Stelle neu aufgebaut. Es gibt auch einen Hof mit drei Pferden, wo Touristen mit Pferdewagen durch die Landschaft gefahren werden. Im Schwangerenhaus, das von Nonnen geführt wird, dürfen junge Mütter ein Jahr bleiben, um zu lernen, mit ihrem Kind richtig umzugehen. Das Haus besteht seit 10 Jahren und hat bis jetzt 100 Mütter aufgenommen. In einem anderen Haus lernen die Kinder musizieren und singen. Das kleine Schlösschen in Szekely hat Pater Csaba im Jahr 2013 für 50 Jahre kostenfrei erhalten. Es wurde renoviert und dort leben drei Familien. Sie bearbeiten einen eigenen Wald um Holz zum Heizen zu haben und betreiben eine Kräuterzucht. Man kann also sehen, dass Pater Csaba ein sehr rühriger Mensch ist. Nachdem wir die Fahrräder abgeladen hatten, waren die Hipp- Gläschen dran. Bis alles in einem Lager des Heimes verstaut war, mussten die Kinder mehrmals abgelöst werden. Die Limonade und Schokolade, die wir mitgebracht hatten, hatten sie sich redlich verdient. Am Dienstagmorgen beim Frühstück bekamen wir unser Patenkind Cioconilo Daniel Joan vorgestellt. Er ist 13 Jahre alt. Die Eltern sind geschieden und die Mutter hatte Probleme mit der Erziehung. So ist der Junge im Heim in Deva gelandet, wo es ihm sicher sehr gut geht. Am Dienstag sind wir auf dem Weg nach Orastie. Das Kinderheim dort wurde als zweites Heim 1999 von Pater Csaba gegründet. Es ist ein altes Franziskanerkloster mit einer wunderschönen Gartenanlage und einem Franziskus-Besinnungsweg. Hier leben 30 Kinder. Eine Familie wird von einem jungen Mann versorgt, der selbst als Kind im Heim von Pater Csaba aufgewachsen ist und jetzt als Erzieher fungiert. Im großen Garten baut die Gruppe ihr Gemüse selbst an. Der 98jährige Pater Biro erzählte uns einiges über sein Leben und die Stiftung „Heiliger Franziskus" von Pater Csaba.

Lupeni und das Schiltal
Unser nächstes Ziel war Lupeni. Dort stand schon die ganze Mannschaft und viele Kinder zum Abladen bereit und so waren die Hilfsgüter in kürzester Zeit bei Pfarrer Attila Marthy ausgeladen. Im Anschluss ging es zum Deutschen Forum. Hier war es ein bisschen komplizierter, es gab zwar auch viele Helfer, doch es wohnen in der Umgebung auch viele Zigeuner. Die standen mit Müttern, Jugendlichen und Kleinkindern um unseren LKW. Wenn man die Jugendlichen zum Helfen animierte, so trugen sie ein Stück nach oben, dann war wieder Schluss. Die Mütter wollten Schuhe, ich sagte ihnen, sie müssen erst helfen. Das taten sie aber nicht. Alle standen da und sahen zu wie die Anderen arbeiteten. Als wir fertig waren gab ich den Kleinen ein paar Süßigkeiten, den Großen aber nichts. Ein fürchterliches Geschrei der Mütter mit Heidi Duma, der Vorsitzenden des Deutschen Forums und mir war die Folge. Die Zigeuner – hier nennt sie jeder so – haben eben zum großen Teil eine sehr eigene Mentalität. Wir sind hier ja mitten in den Südkarpaten und so sind wir heute mal in die Berge gefahren. Es gibt hier viel Wald - eine wunderschöne Landschaft! Entlang des Tales stehen kleine, einfache Bauernhäuser, die aber sehr gepflegt wirken. Man fährt an 3-4 m hohen Heuböcken vorbei, Kühe stehen mit ihren Hirten auf der Weide. Gärten und kleinere Wiesen sind mit einfachen Holzstickeln umzäunt. In Cheile Butii ist ein 3 Sterne-Hotel. Dort gibt es einen kleinen Wildbach mit Wasserfall. Das Naturschutzgebiet „Retezat" ist 38.000 ha groß und touristisch relativ gut erschlossen.

Der letzte Tag in Rumänien
Am Donnerstagmorgen nach dem Gottesdienst in der kath. Kirche haben wir uns auf die Rückfahrt gemacht. In Lipova werden wir von der Ärztin Simona Bandici und Nori Delehan freudig begrüßt. Für sie haben wir Medikamente und medizinischen Hilfsmittel dabei. Die wunderschöne Wallfahrtskirche Maria Radna war einige Jahre eingerüstet. Jetzt ist die Renovierung nahezu abgeschlossen und die Basilika erstrahlt in neuem Glanz. Nori konnte uns einiges über die Kirche erzählen. Am Freitag fuhren wir weiter bis nach Hegyeshalom an der ungarisch-österreichischen Grenze und am Samstagabend erreichten wir wohlbehalten und müde unsere Heimatorte.

Unser Hilfstransport wurde aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Soziales, Familie und Integration gefördert.
Wir bedanken uns auch im Namen der Menschen in Rumänien herzlich für alle Unterstützung!


gez. Renate Schleyer

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